Old England - Mostly Sunny Roads to the Past - Session 3 - Unterwegs in England und Wales

Wetter: sonnig, teilweise bewölkt 18°

In der Nacht hatte ich wieder ein Ticket für die QE II gebucht. Nee, nicht für das Schiff, sondern für die Maut für Dartford Crossing, die Brücke über die Themse. Am Morgen brechen wir unsere Zelte in East Anglia ab. Aber zuerst fahren wir wieder nach Ely, diesmal mit dem Auto. In Ely kann man überall kostenlos Parken - für 3 Stunden. Die Erfinder scheinen nicht zu wissen, das man für die Dorfkirche länger braucht. Egal, wir Parken das Auto umweit des Doms und gehen dann die wenigen Schritte bis zur Kirche.

Es gibt unterschiedliche Eintrittspreise, nur Kirche, Kirche und Tower, Kirche und Kirchenfenstermuseum und alles zusammen. Und es gibt Guided Tours auf den Vierungsturm und genau das Buchen wir.

Kirchen in der einfachsten Form bestehen aus einem Raum, oder dem Kirchenschiff. Größere Kirchen wie Kathedralen, haben den Grundriss eines Kreuzes. Dort wo die vier Querschiffe des Kreuzes aufeinander treffen ist die Vierung. Auf der Vierung erhebt sich dann mitunter der Vierungsturm. Ely hat sogar zwar, einen westlichen und einen östlichen.

Ely Kathedral ist alt, steinalt. Sie geht auf eine benediktinische Gründung eines Klosters im 7. Jh. zurück. Angeblich war die heilige Etheldedra, Königin des damaligen Königreiches Northumbria seit 673 Äbtissin von Ely und hier auf der Isle of Ely hatten sich die letzten Angelsachsen bis 1071 gegen die Normannen verteidigen können.
12 Jahre später, 1083, begann der romanische Neubau der Abteikirche, 1087-1093 kamen die Querschiffe hinzu. Von 1109 bis 1180 wurde Ely als Kathedrale weiter gebaut, das höchste Mittelschiff Englands entstand. Die bemalte hölzerne Walmdecke verdeckt das Sparrendach und entstand erst im 19. Jh.

Die Vierung trennt den Chor und das Hauptschiff voneinander.

1322 stürzte der Vierungsturm ein.

Bischof von John Hotham ist verantwortlich für den kühnen Entschluss, nicht den alten Turm zu rekonstruktieren, sondern was ganz neues zu wagen. Die Vierung selber ist ein achteckiger Kuppelraum über die volle Langhausbreite in 43 m Höhe. Darüber baute der königliche Zimmermann William Hurley eine komplexe Holzkonstruktion, die die 400 Tonnen schwere Holzlaterne des neuen Vierungsturms trägt, bekrönt mit einem hölzernen Sterngewölbe, zu den acht Pfeilern, grandios.

Und dort hinauf geht es nun über ein schmale, steinerne Wendeltreppe, 43 Meter nach oben. Dort werden wir dann gebeten unsere Taschen einzuschließen, weil es noch schmaler wird, wenn es später noch auf das Dach geht. Dummer Vorschlag, wie wir noch sehen werden.

Nach dem jeder die Holzkonstruktion aus allen erdenklichen Perspektiven verewigen konnte, geht es über eine weitere Wendeltreppe nach oben auf das Kirchendach und klick ist der Akku des Fotoknipse leer. Der Ersatzakku ist natürlich, genau, eingeschlossen. Für die Videokamera habe ich welche in der Hosentasche.

Damit ist die Guided Tour beendet, es geht die Wendeltreppen wieder nach unten und wir bekommen die Taschen zurück. Was würde die gute Frau wohl sagen, das ich solche Treppen schon zu Dutzenden mit Stativ und Tasche erklommen habe? Ich bin aber froh, das ich das nicht die 43 Meter nach oben getragen habe, aber vom Platz her, sehe ich bei meinem BMI nun wirklich kein Problem.
Wieder unten im Kirchenschiff schauen wir uns den Rest ganz ohne Führung an und versacken dann im kleinem Museum. Leider habe ich 99% von dem vergessen, was uns die gute Frau so alles erzählt hatte. Sie war wohl unvorstellbar froh mal jemanden zu treffen, der ihr interessiert zu hörte. Wenn ich das doch bloß alles behalten könnte.....

Im Chor stand einst der Schrein von Etheldedra, bis er 1541 bei der Auflösung der Klöster unter Henry VIII. zerstört wurde. Das hält die Menschen aber dennoch nicht davon ab hier her zu pilgern.

Zu guter Letzt werfen wir noch einen Blick in die Lady Chapel. Der 30x14 Meter große Raum mit dem flachem Steingewölbe ist das weiteste in England. Sie befindet sich neben der Kirche und verläuft parallel zum Chor. Sie ist der Jungfrau Maria geweiht, daher der Name, die meisten der Statuen wurden bei der Auflösung der Klöster zerstört.

Damit sind wir durch und erreichen gerade noch pünktlich unseren Parkplatz. Wir betten das Auto nun um auf den Parkplatz hinter dem Cutter Inn und nehmen mal einen Lunch zu uns. Wir bekommen auch einen Tisch draußen an der Ouse. Was wir bestellt haben, ist im Strudel der Geschichte verschollen, aber geschmeckt hat es. Danach machen wir uns auf die weite Fahrt nach Dover und checken mal woanders ein, nämlich im Premier Inn am Dover Ferry Terminal. Unser Stammhaus war ausgbucht. Und da wir gut in der Zeit liegen, haben wir noch Zeit nach Folkestone zu radeln und über die Klippen zurück.
Es hat sich in Dover zwar zugezogen, aber als wir den Hafen hinter uns haben, kommt wieder die Sonne durch. Nicht gerade die idyllische Tour, aber lieber Straße hoch als über das, was hier Radweg heißt.

Wir schauen noch kurz beim Sainsburys rein, dann geht es nun über den Radweg zurück und die Klippen steil nach oben. Dafür folgt dann der lange Downhill zurück nach Dover. Am Ende kreuzt man die Autobahn auf einer schmalen Brücke, die ein Jahr später von einem Lkw umgefahren wird.

Inzwischen geht der Mond auf, so dunkel wie auf dem Bild war es aber nicht , wir kommen schon noch im Tageslicht zurück.

Das war er nun, unser letzter Tag in England, morgen geht es mit der Fähre zurück.

Wetter: sonnig, teilweise bewölkt 18°

Das war sie also gewesen, die letzte Nacht auf der Insel. Wirklich die letzte Nacht in diesem Jahr.

Wir stopfen unseren Kram ins Auto, Checken aus und fahren ans Ende der Straße um Dover Beach mit Castle als Foto zu verewigen. Es gibt dort ein paar wenige Parkplätze.

Dann machen wir uns auf zum Ferryterminal, und tatsächlich, wir schaffen es mal auf die 10 Uhr Fähre. Auch diesmal erfolgt die Abfahrt bei schönsten Wetter, diese Serie ist bislang ungebrochen, auch wenn einmal der Nebel sich erst dann verzog, als wir an Bord waren.

In Belgien erfolgt der übliche Tankstop hinter der französischen Grenze im Ort Verne, und wir kommen mal ohne Stau durch Antwerpen. Nach 6 Stunden, die Zeit auf der Fähre eingeschlossen, kommen wir wieder zu Hause an und oh Wunder, diesmal war bis Sonnenuntergang gutes Wetter.