Portchester Castle, Portchester, Portsmouth, Hampshire

    • Offizieller Beitrag

    Portchester Castle ist eine mittelalterliche Burg, die aus einem römischen Fort hervorgegangen ist. Die Burg besitzt eine beherrschende Stellung am Ende des Hafens von Portsmouth. Bevor sie für über 400 Jahre im Besitz der engl. Krone war, dient sie schon den Angelsachsen nach dem Abzug der Römer als Königsburg.


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    GPS:50.837628, -1.115782


    Verwaltet von English Heritage


    Eintritt £5.80 oder OVP, Parken kostenlos


    Portchester Castle liegt mitten in einem Wohngebiet in Portchester im Großraum Portsmouth. Da fällt es schwer sich heute vorzustellen, das es einst u.a. das Jagdschloß von "König" John Lackland war.


    Portchester Castle ist eine mittelalterliche Burg, die in ein ehemals römisches Limitaneikastell gebaut wurde. Es gehörte, wie Pevencey Castle, zu einer Kette von Befestigungen, die unter Kaiser Deocletian entlang der britische und französischen Küste (Sachsenküste) gebaut wurden, um das Land und die Handelsschifffahrt im Kanal vor Piratenüberfällen zu schützen und es ist das am besten erhaltene römische Kastell nördlich der Alpen. Da hieß es aber noch Portus Adurni und nicht Portchester, denn es war auch Flottenstützpunkt der Classis Britannica, die römische Provinzflotte. Neben der Rheinflotte war sie der größte Flottenverband des Römischen Reiches, rangierte vor allen anderen und existierte wohl bis ins 4 Jhd.
    Daraus ergibt sich dann der heutige Name Portchester, zusammengesetzt aus dem lateinischen portus für Hafen und dem altenglischen ceaster für eine Römerstadt oder Kastell.


    Die vielen Flüsse Britanniens ermöglichte es den Eindringlingen mit ihren flachen Ruderbooten rasch ins Innere der Insel vorzudringen und die Ansiedlungen an ihren Ufern zu überfallen. Daher legten die Römer ihre Kastelle an Flussmündungen.



    Die Römer waren allerdings nicht die ersten die sich hier niederließen. Auch in der vorrömischen Zeit gab es hier eine Burganlage. Die Chroniken berichten von dem Kampf zweier Brüder um die Vorherrschaft dieser Gegend, Ferrex und Perrex. Perrex siegte und gründete an dieser Stelle eine Burg und nannte sie nach sich selbst Caer Peris. Bei der römischen Eroberung der Insel im Jahre des Herrn 43 wurde Caer Peris dann belagert, eingenommen und niedergebrannt.






    links das römische Kastell von 285 - 410 ------ rechts der Königshof der Angelsachsen 410 - 1066


    Nach dem Abzug der Römer erbauten die Angelsachsen einen Königshof innerhalb des Kastells und setzten die Torbauten wieder instand. Reste davon wurden bei Ausgrabungen gefunden.
    904 gelangte es dann in den Besitz von König Edward the Elder, dem König von Wessex.


    Und dann kam William und seine Normannen ins Land und in das Kastell. Sowohl aus der Angelsachsenzeit, als auch bis 1153 ist nur wenig gesichertes bekannt.



    links AD 1066 - 1153, Mitte 1154 - 1272, Rechts 1300 - 1395


    Nach der Eroberung Englands erhielt William Maudit Portchester als Lehen. 1100 ging es auf seinen Sohn über und ein paar Jahre nach dessen Tod im Jahre 1120 gelangte William Pont de l'Arche durch Heirat mit Robert Maudits Tochter in den Besitz von Portchester. In seine Zeit fiel wohl der Beginn, die hölzerne normannische Burg in der NW Ecke durch einen Steinbau zu ersetzen. Das Mauerwerk ist ähnlich der Kirche, die Pont de l'Arche, die für die Augustiner 1128 in der gegenüberliegenden Ecke innerhalb des Kastells errichtet wurde.


    Als Henry II 1154 den englischen Thron bestieg, ging Portchester in den Besitz der Krone über.


    Hier war es auch, wo Henry II. sich mit dem Bischof von Evreux traf und damit das Schicksal von Thomas Becket besiegelte.


    Von hier brach die englische "Flotte" 1204-1213 zu einem Feldzug auf, um die Normandie zurück zu erobern. Er endete in einer Niederlage und die Eroberung von Portchester durch die Franzosen. Der Sohn von John Ohneland, Henry III., eroberte das Castle im Frühling 1217 zurück und schlug die Franzosen in der Schlacht um London am 20. Mai des gleichen Jahres.


    Als während des 100 jährigen Kriegs mal wieder eine französische Invasion drohte steckte die Krone 1320-1326 1100 Pfund in den Ausbau der Anlage .




    1346 schiffte sich hier Edward III. mit 15000 Mann nach Frankreich ein, was mit dem fürchterlichen Sieg über die Franzosen in Crecy endete.


    Von 1396 - 1399 erhielt das Castle sein heutiges Aussehen mit dem Einbau der neuen königlichen Gemächer.


    1415 wurde während der Vorbereitung eines erneuten Feldzuges gegen Frankreich eine Verschwörung, die Southampton Verschwörung, zwecks Sturz von Henry V. aufgedeckt und die Anführer hier eingekerkert und im August 1415 exekutiert. Das ist die Vorlage für Shakespeares Stück Henry V.


    Im 15. Jhd. verlor Portchester dennoch zu Gunsten von Portsmouth mehr und mehr an Bedeutung. 1441 wurde es als recht verfallen beschrieben. Ungeachtet des Zustandes des Castle wählte Henry VI. 1445 dennoch diesen Ort aus, um seine Frau Margaret von Anjou in Empfang zu nehmen. Danach gammelte es weiter vor sich hin.


    100 Jahre vergingen bis wieder ein regierender englischer König Portchester besuchte, Henry VIII. mit Königin Anne Bolynn 1535.


    Als sich die Beziehungen zu Spanien weiter verschlimmerten, lies Elizabeth I. Portchester in Erwartung einer spanischen Invasion wieder aufmöbeln, so gut, das Elizabeth hier Hof hielt, es war wieder auf der Höhe der Zeit.


    1632 verkaufte die Krone das Castle, leaste es aber bei Bedarf wieder als Gefängnis für Kriegsgefangene zurück. Zuletzt zu Beginn des 19. Jhd. für die Gefangenen der napoleonischen Kriege. An der heutigen Hospital Lane befand sich das Gefängniskrankenhaus, die heutige Residenz Portchester House. Diejenigen, für die alle Hilfe zu spät kam, die wurden im heutigen Watt südlich vor dem Castle bestattet. Ihre letzte Ruhe wird bisweilen durch einen Sturm gestört. :EEK: Tja, die englische Küste unterliegt seit jeher Veränderungen.


    Der Eintritt betrifft aber nur die mittelalterliche Burg, in das römische Kastell und zur Kirche kommt man auch so. Und das nutzen die Einheimischen auch zur Erholung. Der Parkplatz war voll mit Hundehaltern die ihre Lieblinge einmal um das Kastell Gassi führten, etwas, was an vielen solcher Orte zu beobachten ist. Und bei schönem Wetter macht man hier halt Picknick, wie in allen Burgen Englands.




    Für Interessierte gibt es eine gratis Audiotour an der Kasse.




    Und wie in allen Burgen Englands, soll es hier natürlich spuken. Geisterpferde die über die Mauern galoppieren. :pipa:





    Bevor es dort nach oben geht,




    gehen wir hier durch in Johns II. (Johann Ohneland) Große Halle.




    Unten die Küche



    und oben die Halle



    die man durch diese Tür (Bild oben) betreten konnte.





    Wenden wir uns nun den Wohnturm zu. Man hat inzwischen die hölzernen Geschoßdecken und Treppenaufgänge wiederhergestellt. Betritt man den Turm findet man sich im kleinen Museum über das Castle wieder. Im darüber liegenden Geschoß finden sich an einer Wand Malereien.



    Sie stammen von den 500 Gefangenen des Zweiten Englisch-Holländischen Kriegs von 1665-1667. Sie konnten hier Theater spielen und malten ihre Bühnendekoration an die Wand. Über die Holztreppen gelangt man allerdings nicht auf das Dach.



    Dazu muss man die steinerne Wendeltreppe bemühen. Diese Treppe läuft vom Keller, pardon Kerker bis nach oben. Ein Geländer gibt es nicht, aber ein Halteseil, welches um die "Mittelsäule" geschlungen ist. Daran geführt sause ich erst runter in den Kerker und dann wieder hoch nach oben. Für mich ein wahre Gaudi. Weniger Gaudi für mich der Blick bei Wind von oben über das niedrige Geländer.


    Todesmutig halte ich die Kamera über das Geländer, Blick nach Osten zum Seetor,



    Blick nach NO mit der Kirche und Portsmouth im Hintergrund, unten im Vordergrund das Torhaus



    und nach Süden mit dem Landtor an der westlich Kastellmauer.



    Der Blick nach Westen ist das erste Bild in diesem Posting. Bin ich froh, als ich wieder auf der Wendeltreppe bin. .puh!; Diesmal rase ich mit laufender Kamera noch einmal die ganze Wendeltreppe nach unten, bevor wir das Castle wieder verlassen.

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