Route 66 - Amerikas Main Street - If you ever plan to motor west

  • An der Britton Road fällt vor allem der Owl Court ins Auge.

    Die kleine Anlage ist aber unbedingt einen Fotostopp wert.

    schaut total putzig aus :!!


    darunter ein Plattenladen, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat.

    eindeutig :MG: :MG:


    Und damit wir wissen, wie es weiter geht ...

    und ich dachte immer, wir Deutschen sind die Weltmeister im " Schilderaufstellen" ;haha_


  • El Reno, Calumet, Geary, Hydro - Impressive Skies

    Der County Seat El Reno, ein paar Meilen westlich von Yukon, ist unser nächstes Ziel. Es erinnert nicht mehr viel an die Glanzzeiten der Route 66, die auch dieser frühen Oklahoma Land Run Siedlung wirtschaftlich gute Zeiten beschert hatte. Allerdings erinnert ein Crossroads of America Mural daran, dass die Stadt an einer Kreuzung der Route 66 mit dem schon im letzten Kapitel erwähnten Chisholm Trail liegt.




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    Jeden ersten Samstag im Mai findet in El Reno ein großes Burger-Essen statt: Im Rahmen des Fried Onion Burger Festivals wird ein Fleischklops enormer Dimension mit einem Haufen Zwiebeln produziert und an jeden verfüttert, der rechtzeitig Hier ruft. Wer‘s mag... Das Ganze geht aber auf eine Tradition zurück, die ihren Ursprung in den schlechten Zeiten der 1930er Jahre hat, als Zwiebeln dafür herhalten mussten, die begrenzten Fleischanteile in den Burgern zu verlängern bzw. zu ersetzen.


    Weniger unterhaltsam in der Gegend ist es am 31. Mai 2013, als ein Supertornado ein paar Meilen westlich der Stadt übers Land fegt. Es ist einer der heftigsten und größten Tornados, die jemals in den USA registriert wurden. Windgeschwindigkeiten von über 450 km/h werden gemessen. Und wie gefährlich das Storm Chasing sein kann, wird an diesem Tag nachdrücklich bewiesen. Vier Stormchaser kommen bei ihrer Jagd auf den Tornado ums Leben. Es sind keine leichtsinnigen Hobby Sturmjäger, sondern Forscher des TWISTEX Projektes (Tactical Weather-Instrumented Sampling in/near Tornadoes Experiment), die im Dienste der Wissenschaft ihr Leben lassen. Es sind die ersten Opfer, die im Rahmen des Storm Chasing zu beklagen sind.


    Wie man an den Fotos sehen kann, ist die Wetterlage bei unserer Reise im Mai vorigen Jahres immer noch kritisch. Wir befinden uns weiterhin in der Tornado Alley und die Tornado Saison ist in full swing. Unsere Blicke richten sich regelmäßig gen Himmel. Wer also im April-Mai auf Route 66 Reise ist, sollte dies im Auge behalten.


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    In El Reno kann man über ein Pre-1947 Alignment durch die Stadt fahren, wobei es nichts Besonderes zu sehen gibt. Der Vollständigkeit halber hier die Beschreibung: An der Kreuzung der 66 mit der Shepard Avenue rechts (nach Norden) abbiegen. Am Friedhof vorbei und dann links in die Elm Street. Dann wieder rechts auf die Rock Island Street, die uns durch Downtown führt.


    Hierhin gelangen wir aber auch über die heutige 66, die hier die BL40 ist. An der Shepard Ave. geradeaus fahren bis in die Innenstadt. Dort links in die Wade Street. Zwei Blocks weiter in die Choctaw und dann wieder links auf den Sunset Drive, der uns als BL40 wieder aus der Stadt herausführt.


    Nach ein paar Meilen stoßen wir auf die 270 und stehen wieder einmal vor einer Entscheidung. Welche Strecke nehmen wir? Die Pre-1933 Version? Dazu müssen wir jetzt hier nach Norden abbiegen. Oder bleiben wir auf der Post-1933 Strecke, die uns direkt nach Hydro führt? Natürlich fahren wir über beide Abschnitte! Sie sind es wert, vor allem die Pre-1933. Also zuerst auf die 270 nach Norden. Das alte Alignment bringt uns nach Calumet. Über dem kleinen Ort hängen tiefgraue Wolken, die Kulisse hat was.


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    Calumet - ein indianischer Begriff. Diejenigen von uns, die Karl May Bücher verschlungen haben, wissen wahrscheinlich, was das Wort französischen Ursprungs bedeutet: Friedenspfeife. Winnetou und seine indianischen Genossen haben ja des öfteren das Calumet bemüht, nachdem sie das Kriegsbeil begraben haben.




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    Die Calumet Chieftains, der örtliche Basketball-und-Baseball-Verein begrüßt uns mit einer hohen, weißen, mit einem Indianerkopf in voller Federpracht geschmückten Säule gleich am Ortseingang. Wozu das Ding dient, wissen wir nicht, für ein Getreidesilo ist es ziemlich schlank. Hat jemand eine Idee? Auf jeden Fall macht es sich gut vor der grauen Drohkulisse am Himmel. Genauso wie der Wasserturm, der sich über der einzigen Tankstelle - General Store included - erhebt. Hier noch ein paar Eindrücke aus Calumet.




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    Wir fahren weiter auf der 270 (Old 66) Richtung Geary. Der Wind frischt auf, Regenschauer. Zwischendurch auch blaue Flecken am Himmel. Zur Rechten begleiten uns Eisenbahnschienen.


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    Geary ist ein 1200 Einwohner Dorf. Leere Straßen, kein Mensch zu sehen. Parkplatzsorgen haben sie hier nicht. Auch hier wieder ein fotogener Wasserturm. Es wird nicht der letzte sein. Vor dem Museum an der Main Street ein Caboose mit altem Amischlitten davor. Ein Stück weiter zur Rechten der rostige Eimer - Kim‘s Rusty Bucket - das ist ein Café. Und eine Tankstelle aus besseren Zeiten.




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    Wir biegen auf die 281 nach Süden ab. Die Straße ist vierspurig. Wir bleiben für knapp sechs Meilen auf der 281, dann geht‘s rechts rein auf den Old US Hwy 66. Kann man leicht übersehen, der Abzweig kommt gleich hinter der Chisham Road. Durch die Felder geht‘s bis man auf die 281 trifft. Hey, die hatten wir doch gerade schon. Stimmt, aber die Vierspurige heißt 281BUS, diese hier heißt nur 281. Außerdem auch Highway 8. Und eigentlich ist es die 66. Verwirrend mal wieder. Aber man findet sich zurecht. Und ein bisschen pfadfinderische Herausforderung kann ja auch nicht schaden.




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    Nun kommt eine sehr schöne Pony Bridge, die über den Canadian River führt. 38 kleine Träger (pony trusses) werden 1933 bei der Konstruktion der Brücke verbaut. 1,2 Kilometer ist sie lang und gehört sicher zu den schönsten Route 66 Brücken. Ein sehr schönes Fotomotiv. Interessant vielleicht, dass die Brücke eine Movie Location ist. Eine Szene aus John Ford‘s berühmten Film Früchte des Zorns - Grapes of Wrath wird hier gefilmt. Der Film nach Steinbeck‘s Romanvorlage handelt vom Schicksal der Okie-Familie Joad auf ihrem Weg über die Route 66 nach Westen und spielt zur Zeit der Oklahoma Dust Bowl. Die Szene, in der der Großvater der Familie stirbt und begraben wird, wird an dieser Pony Bridge, die damals gerade mal sechs Jahre alt ist, gedreht. Wenn man genau aufpasst, kann man die Brücke in der Filmszene im Hintergrund sehen.


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    Diesen Streckenabschnitt bekommt man auch mit, wenn man das alte Stück über Calumet und Geary auslässt.

    Weiter westwärts trägt uns unsere Straße nach Hydro, wobei man sich parallel zur I-40 bewegt. Das Örtchen liegt nicht direkt an der 66, aber wir fahren trotzdem mal rein, der Wasserturm reizt uns. Die 58 biegt rechts nach Hydro ab.


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    Zurück auf der 66 sind es nur ein paar Meter bis zu Lucille‘s, einem Route 66 Icon.



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    Die ehemalige Service Station steht inzwischen im National Register of Historic Places. Erbaut wird das Gebäude im Jahre 1929 von Carl Ditmore. Es ist eine sogenannte Mom & Pop Station, das heißt, die Besitzer betreiben das Geschäft als Familienbetrieb und wohnen direkt über den Geschäftsräumen. 1941 übernimmt die Familie Hamons die Tankstelle und Lucille Hamons, nach der sie benannt ist, führt sie bis zu ihrem Tod im Jahre 2000, also fast 60 Jahre lang. Lucille wird wegen ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft an der Straße schnell bekannt und verdient sich den Spitznamen Mother of the Mother Road. Lucille hat keinen Nachfolger, die Tankstelle ist nicht mehr in Betrieb. Allerdings wird das Gebäude an den Außenseiten restauriert. Die alten Zapfsäulen sind noch erhalten und restauriert. Sie erzählen von seligen Route 66 Zeiten.



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    Wahrscheinlich konnte die alte Tankstelle so lange überleben, weil sie ganz dicht an der Interstate 40 liegt, deren Bau so viele kleine Betriebe an der 66 ins Aus beförderte. So mancher Autoreisende mag den Exit bei Hydro genommen haben, um bei Lucille zu tanken. Route 66 und I-40 sind nur durch einige wenige Meter getrennt.




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    Weiter oben haben wir erwähnt, dass wir durch den Schlenker über Calumet und Geary ein Stück der Post-1933 66 auslassen mussten. Den holen wir jetzt kurz nach. Also versetzen wir uns zurück an die Abzweigung der 270 und fahren nicht rechts ab, sondern geradeaus. Eigentlich gibt es nicht wirklich viel zu sehen hier, außer Landschaft. Plattes Land, grün. Die Interstate braust linker Hand vorbei. Und schon erreichen wir die Einmündung der 281, womit wir die oben beschriebene Route wieder erreicht haben.


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    Jetzt bleibt nichts anderes übrig, als zurück zu Lucille‘s zu fahren. Dazu kann man die Interstate nehmen, das spart ein paar Minuten. Oder eben noch einmal gemütlich über die Frontage Road 66 zockeln.


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    Der Himmel über Lucille‘s und Hydro ist schon recht spektakulär. Mammatus Wolken! Nicht ganz ohne, wie wir inzwischen wissen, denn: „Das Auftreten von Mammatus zeigt dem Beobachter heftige und mitunter gefährliche Prozesse in der Atmosphäre an. Das Vorhandensein trockener Luftschichten bei gleichzeitiger starker Niederschlagsbildung in der Wolkenoberseite deutet auf große Instabilität der Atmosphäre hin, zudem treten unter denselben Bedingungen heftige Downbursts auf. Mammatuswolken unter dem Amboss sommerlicher Gewitter deuten auf folgende Wettererscheinungen hin: Hagel mit eventuell großen Korngrößen, schwere Sturmböen entlang des Downdrafts, bei günstiger Scherung die Möglichkeit der Bildung von Gustnados und Tornados.“ - Ein Zitat aus Wetterzentrale.de Was soll‘s, wir fahren weiter. Wird schon schief gehen.



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    Update 21. Oktober 2021:

    All good.




  • Im Rahmen des Fried Onion Burger Festivals wird ein Fleischklops enormer Dimension mit einem Haufen Zwiebeln produziert und an jeden verfüttert, der rechtzeitig "Hier" ruft. Wer‘s mag...

    ;;_Fe6__

    Wir befinden uns weiterhin in der Tornado Alley und die Tornado Saison ist in full swing. Unsere Blicke richten sich regelmäßig gen Himmel. Wer also im April-Mai auf Route 66 Reise ist, sollte dies im Auge behalten.

    Falls wir jemals diese Route fahren, suche ich mir eine ruhiger Wetterzeit aus :rolleyes:


    Calumet - ein indianischer Begriff. Diejenigen von uns, die Karl May Bücher verschlungen haben, wissen wahrscheinlich, was das Wort französischen Ursprungs bedeutet: Friedenspfeife.

    ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;:

    „Pony Bridge“, die über den Canadian River führt. 38 kleine Träger (pony trusses) werden 1933 bei der Konstruktion der Brücke verbaut. 1,2 Kilometer ist sie lang und gehört sicher zu den schönsten Route 66 Brücken.

    hübsch :!!

    Eine Szene aus John Ford‘s berühmten Film „Früchte des Zorns - Grapes of Wrath“ wird hier gefilmt.

    Tolles Buch und sehr guter Film :!!


    allerdings habe ich die Brücke nicht in Erinnerung :schaem:



    Der Himmel über Lucille‘s und Hydro ist schon recht spektakulär. Mammatus Wolken! Nicht ganz ohne, wie wir inzwischen wissen

    Also ich finde ja eure Bilder heute besonders dramatisch und deshalb sehr schön,


    dieser Himmel hat schon was :gg: :gg: ;)

  • Blödes Wetter an einer tollen Straße. So kann man das wohl sagen :nw:


    Hat aber auch was Gutes. So einen Fotohimmel kriegt man nicht alle Tage zu sehen. ;)



    Tolles Buch und sehr guter Film :!!


    allerdings habe ich die Brücke nicht in Erinnerung :schaem:


    Man muss genau hinschauen, sie erscheint nur kurz im Hintergrund. Eigentlich nicht wichtig, aber nice to know :)




    Also ich finde ja eure Bilder heute besonders dramatisch und deshalb sehr schön,


    dieser Himmel hat schon was :gg: :gg: ;)


    Stimmt - deshalb waren wir auch ganz zufrieden mit dem Wetter. Solange die Wolken zwischendrin aufreißen ... und die Mammatus waren natürlich klasse.



    die geschmückte Säule am Ortseingang ist ein Watertower. Gleiche Machart wie der blaue in Narcissa, der beim Auffinden des 9ft Alignments in Fahrtrichtung Osten behilflich ist ... :)


    Haben wir uns schon gedacht. Ist wohl eine modernere Konstruktion. Thanks :)


  • Geht mir genauso! Die Wolkenbilder sind echt beeindruckend. Sehr schön!

  • Wie man an den Fotos sehen kann, ist die Wetterlage bei unserer Reise im Mai vorigen Jahres immer noch kritisch. Wir befinden uns weiterhin in der Tornado Alley und die Tornado Saison ist in full swing. Unsere Blicke richten sich regelmäßig gen Himmel. Wer also im April-Mai auf Route 66 Reise ist, sollte dies im Auge behalten.



    Yep, hast Du überlesen. Oben steht es. Im Sommer besteht da keine Gefahr. Allerdings wird's in der kalifornischen Wüste SEHR heiß.


    Jetzt sind alle Bilder und der gesamte Beitrag doppelt drin, vielleicht kann das ein Mod "reparieren"? :)

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt sind alle Bilder und der gesamte Beitrag doppelt drin, vielleicht kann das ein Mod "reparieren"?


    ;;NiCKi;:


  • Weatherford, Clinton - 66 Flair All The Way


    Für Freunde von Ghost Stories: Auf dem nächsten Abschnitt der 66 zwischen Lucille‘s und Weatherford spukt‘s! Wer dort leichtsinnigerweise des Nachts einher fährt, sollte auf einen älteren Herrn mit Buckel achten. Trenchcoat und Bogie Hut. Er geht gerne zu später Stunde den Highway entlang, besonders bei Regen und Nebel. Also nicht erschrecken, wenn die Erscheinung im Scheinwerferlicht auftaucht. Er ist harmlos. Alle Zeugen haben die Begegnung heil überstanden. Da wir tagsüber unterwegs sind, entgeht uns dieser Kick on Route 66.


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    Wir nähern uns Weatherford, einer Stadt mit gut 10.000 Einwohnern. Man kann, so man Zeit und Lust und Interesse hat, gleich zwei Museen besuchen. Das Stafford Air & Space Museum, benannt nach dem amerikanischen Astronauten Thomas P. Stafford, der in den 1960er Jahren zuerst mit Gemini Kapseln und später mit Apollo 10 unterwegs war, zeigt eine interessante Kollektion bestehend aus historischen Flugzeugen und Raumfahrtrelikten. Unter anderem eine der vielen Replicas von Lindberghs Spirit of St. Louis. Man findet es leicht, ein Original F4 Phantom Jäger ziert den Platz vor dem Eingang. Wer es etwas friedlicher und weniger technisch mag, begebe sich ins Heartland of America Museum, wo man einen Diner besichtigen kann (in Originalgröße), in dem King Elvis himself dreimal seinen Hunger gestillt hat. Woher man das so genau weiß, bleibt das Geheimnis der hiesigen Okies.


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    Entstanden ist die Stadt, wie so manch andere in dieser Gegend, durch den schon erwähnten Oklahoma Land Run - und zwar den dritten seiner Art - im Jahr 1892. William J. Weatherford und seine Frau sind die ersten, die ihren Claim abstecken und werden so zu den Stadtgründern. Anfangs hatte die Stadt einen ziemlich wilden Ruf, die zahlreichen Saloons tragen, wie auch in anderen Siedlungen zu jener Zeit, dazu bei. Zu Zeiten der anfänglichen Route 66 hatte sich das aber gelegt, es entsteht eine recht friedliche Gemeinde, die ihre Einkünfte aus landwirtschaftlichen Betrieben bezieht.


    Die Route 66 passiert am Ortseingang von Weatherford Lucille‘s Road House. Nicht das klassische Lucille‘s aus Hydro natürlich, sondern die moderne Version. Im Jahr 2006 eröffnet das Roadhouse und wer hungrig ist, sollte hier anhalten. Ein 1950ies Diner und ein Steakhouse versorgen die Reisenden mit dem Finest Food in Oklahoma, wenn man ihrer Website Glauben schenken darf. Wir waren zur falschen Zeit dort, aber beim nächsten Mal werden wir das mal ausprobieren.

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    Ab hier heißt die 66 East Main Street, die sich als East Davies Street ins Zentrum fortsetzt. An der Kreuzung mit der Washington Ave biegen wir links nach Süden ab. Nach 0,8 Meilen treffen wir wieder auf die East Main, auf die wir nach rechts einbiegen. Geradeaus durch die Stadt bis zur 4th Street (Highway 54) - hier links halten. Hinter der Eisenbahn macht die 54/4th einen Bogen nach rechts und dann sind wir auf der North Frontage Road, der wir jetzt parallel zur I-40 folgen. All das ist die Route 66. Weiterhin begleitet uns ein recht dramatischer Himmel, es ist windig, aber es bleibt trocken. Die Lichtverhältnisse ändern sich fast minütlich. Langsam gewinnt das Blau am Himmel die Überhand. Wir befinden uns genau an der Schönwettergrenze, oder der Dryline - die nicht so ganz ohne ist, denn genau hier entstehen oft Gewitter und Tornados. Es handelt sich um die Grenze zwischen den feuchten und den trockenen Luftmassen. Man kann das ganz gut an den Bildern erkennen. Immerhin sind wir jetzt durch die Front durch.


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    Nach ein paar Meilen hört die Frontage Road auf, jetzt die I-40 überqueren und auf der anderen Seite weiter fahren. Am Exit 71 der Interstate liegt der Cherokee Trading Post. Um ihn zu erreichen müssen wir nochmals die I-40 queren.


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    Falls kein Interesse an Indianerschmuck besteht, geht‘s südlich der I-40 weiter und zwar bis zum Exit 69. Dort nochmals über die I-40 und wir sind auf der BL40, die uns direkt nach Clinton bringt. Die Straße heißt jetzt West Gary Boulevard. Clinton‘s Hauptattraktion ist das Route 66 Museum, an dem man automatisch vorbei kommt, wenn man der 66 folgt. Kurz vorher werfen wir noch einen Blick auf das Glancy Motel auf der rechten Seite und den Tornado Dome. Sie haben Humor hier, die Okies ...


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    Das Museum ist ein absolutes MUSS für Route 66 Interessierte.



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    „Encounter the iconic ideas, images and myths of the Mother Road. Learn about the dreams and labor needed to make the road a reality. Experience the dust bowl as thousands streamed along the road, away from drought and despair and towards the “land of promise.” Listen to the sounds of the Big Band Era, when the roar of the big trucks and the welcome home cries to returning soldiers dominated the road. Touch the counter and sit in the booth of the 1950’s diner and feel the open road as America’s families vacationed along the length of Route 66.“

    So steht es auf der Website des Route 66 Museums in Clinton, OK

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    Das Museum hält, was es verspricht. Für fünf Dollar Eintritt kann man in die Geschichte der Route 66 eintauchen. Von der Dust Bowl bis zum Diner - Fotografien, Erinnerungsstücke, Originale aus den unterschiedlichsten Regionen und Epochen der Route 66 - hier ist alles zusammen getragen. Route 66 Autor Michael Wallis erzählt vom Auf-und Niedergang der Straße, die passende Musik in den verschiedenen Ausstellungsräumen schafft echte Route 66 Atmosphäre.


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    Gleich neben dem Museumsgebäude steht ein original Valentine‘s Diner, den das Museum im Jahr 2003 erworben hat. Ursprünglich stand der kleine Kasten in Shamrock, Texas. Diese kleinen Diner werden zwischen 1938 und 1972 von der Valentine Manufacturing Company in Wichita, Kansas sozusagen am Fließband hergestellt. Man kann einen für 5000 Dollar kaufen - aus dem Katalog. Und dann sein eigenes Business damit aufmachen. Die kleinen Diner kommen komplett mit Grill, Theke und Bestuhlung und werden an Ort und Stelle montiert. Eine Geschäftsidee von Arthur Valentine, der leider auf dem Höhepunkt des Erfolges seiner Erfindung im Jahr 1954 stirbt. Das Geschäft wird verkauft und noch bis 1972 weiter geführt. Weitere Valentine Diner an der 66 finden sich in Winslow, Arizona, sowie in Albuquerque und Edgewood, New Mexico.

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    Das Museum in Clinton, untergebracht in einem modernen Bau, mit modern anmutendem Neon, hat den Ruf das beste an der 66 zu sein. Das ist sicher Geschmacksache, auch in anderen Orten, wie Pontiac, Victorville oder Barstow gibt es sehr schöne 66 Museen. Aber wer auf seiner Reise durch Clinton kommt, sollte unbedingt einen Besuch des Museums einplanen. Es lohnt sich wirklich.

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    Um vom Museum wieder auf die alte 66 zu kommen, biegen wir von der 40 links ab auf die Jaycee Lane ab, der wir bis zur Kreuzung mit der 10th folgen. Dort rechts ab auf die 10th, die gleich darauf zum Neptune Drive wird. Der macht einen weiten Rechtsbogen und wird zur Commerce Road (leicht bumpy). Immer gerade aus bis zum Interstate Exit 62, wo wir auf der Old 66 Frontage Road landen.

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    Wie‘s weiter geht, sagen wir Euch im nächsten Kapitel.



    Update 04. Oktober 2021:


    Lucille's Roadhouse haben wir mittlerweile "ausprobiert" und können sagen, dass es absolut zu empfehlen ist. Wer also zur Mittagszeit durch Weatherford fährt, findet hier typische amerikanische Diner-Atmosphäre.


    Essen und Trinken:

    Lucille's Roadhouse Restaurant, Weatherford, OK








  • Foss, Canute, Elk City - Traces Of The Past



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    Dunkle Wolken begleiten uns zwar auch heute noch auf unserem Weg nach Westen, doch das Wetter bessert sich merklich. Es geht immer entlang der Interstate, die Route 66 ist die Frontage Road.



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    Südlich von Foss, an der Kreuzung mit dem Highway 44, versteckt sich die Ruine einer alten Tankstelle in den Büschen neben der Straße. Kobels Place diente einstmals auch als Bus Stop, ein Café gab es auch. Inzwischen ergreift die Natur wieder Besitz von diesem Ort. Mehr gibt es hier nicht zu sehen und so fahren wir weiter zu unserem nächsten Ziel, wobei wir die Interstate am Exit 50 queren müssen.


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    Auf der südlichen Frontage Road/Old Highway 66 erreichen wir Canute. Das kleine Städtchen schauen wir uns mal genauer an. Was zuerst auffällt: Die Main Street/Route 66 liegt völlig verlassen da. Kein Mensch weit und breit zu sehen, eine Ghost Town beinahe.


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    Als die Interstate im Jahre 1970 die kleine Stadt links liegen lässt, kommt für Canute schnell das Ende. Das übliche Aus für die vielen kleinen Route 66 Betriebe, die es auch hier gibt. Für das Cotton Boll Motel, das Washita Motel, die kleine Tankstelle mit Reifen-und Reparatur Service. Die Reste reihen sich heute an der Main Street auf. Die Neonröhren des Cotton Boll sind verschwunden oder hängen trist herab. Ein blasses, abgeblättertes Gerippe ist übrig geblieben vom einstmals imponierenden Schild des Washita.


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    Das Uniroyal Schild an der Tankstelle, das sich über einem Stapel alter Reifen erhebt, hat es noch am besten überstanden. Niemand scheint sich um die traurigen Reste zu kümmern. Kein Investor, kein Käufer für die verlassenen Betriebe findet sich und so dämmern sie ihrem Ende entgegen. Stumme Zeugen einer besseren Zeit. Canute ist ein Beispiel für den rapiden Verfall nach dem Ende der 66. Eigenartig die Atmosphäre in diesem Ort. Dazu die manchmal tiefgrauen Wolken am Himmel, unterbrochen von Sonnenstrahlen, die ein fast gespenstisches Licht auf die Szene werfen. Wer das erleben will, sollte in Canute anhalten, zu Fuß die Straße entlang gehen. Und sich zurück versetzen in die Zeit, als hier noch Leben war.



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    Und sicher mag man sich über den Namen der Stadt wundern. Wer auch immer die Idee hat damals in den frühen 1890er Jahren, als die Stadt gegründet wird, er kennt sich aus mit europäischen Königen des frühen Mittelalters. Canute verdankt ihren Namen dem alten Knut dem Großen. Kennt den jemand? Der Mann war in seinem kurzen, fünfzigjährigen Leben König von England, Dänemark und Norwegen alles in einem. Das war in den Jahren 1016 bis 1035. Hätte er sich wohl kaum träumen lassen, dass ein tristes Kaff im mittleren Westen eines zu seinen Lebzeiten noch lange nicht entdeckten Kontinents mal nach ihm benannt werden wird. Sachen gibt‘s.


    Wir fahren weiter. Am Ortsausgang von Canute nach rechts abbiegen auf die N2070Rd, die die I-40 quert, dann links auf die North Frontage Road. Knapp fünf Meilen sind es bis Elk City, unserem nächsten Stopp. Die 66 stößt hier auf die 34, auf die wir kurz nach links einschwenken. Dann sofort wieder rechts auf die 40, die uns als State Hwy 66 und zuerst als Van Buren Avenue, dann als 3rd Street nach Elk City hinein führt. Rechter Hand taucht einer der weltweit höchsten Ölbohrtürme neben dem Museum of National History auf. Elk City hat Glück in der Post-66 Ära. Die Ölfelder in der Nähe bringen großen Zulauf. Tausende Ölarbeiter überfluten die Stadt, es heißt, dass auf eine Frau 20 Männer kommen, damals in den 1980ern. Noch gar nicht so lange her. Immerhin hatten die Mädels reiche Auswahl .

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    Bekannt aber ist Elk City für sein National Route 66 Museum. Ecke 3rd und Pioneer. Nicht zu übersehen und, genau wie in Clinton, einen Besuch wert. Das wollten wir auch, aber es war noch geschlossen (Sonntag erst ab 14.00 Uhr). Deshalb gibt es nur ein paar Bilder von außen. Es ist ein ganzer Museumskomplex, der allerlei Ausstellungen und Memorabilia aus 60 Jahren Route 66 Geschichte beherbergt. Zusätzlich kann man das Old Town Museum, das Farm and Ranch Museum und das Blacksmith Museum besichtigen. Fünf Dollar kostet es und wer Zeit und Interesse hat, kann sicher einige Stunden hier verbringen. Für Freunde von Museen und Ausstellungen ist die Ecke Clinton/Elk City sicher von großem Interesse.



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    Update 04. Oktober 2021:


    Alles ruhig und unverändert auf diesem Abschnitt.




  • Da waren ja zwei Ghost Towns auf einmal dabei.



    Als Ghosts kann man sie nicht wirklich bezeichnen, da leben noch ne Menge Leute. Nur hat man sie nicht gesehen. Was dort fehlt (Foss und Canute) sind Geschäfte, Restaurants etc. Die gab's nur zu Zeiten der 66. So gesehen, sind die beiden Orte, genau wie eine ganze Reihe anderer, einfach nur "öde". Aber es gibt eben die Spuren der Vergangenheit - und das macht sie wieder interessant.


    Elk City ist eine ganz normale Stadt von 12.000 Einwohnern. Die Bilder stammen ja von den Museen, die beide geschlossen waren. Deswegen keine Menschen. ;)


  • :EEK: Hitchcock läßt grüßen


    ;haha_

    Canute ist ein Beispiel für den rapiden Verfall nach dem Ende der 66. Eigenartig die Atmosphäre in diesem Ort. Dazu die manchmal tiefgrauen Wolken am Himmel, unterbrochen von Sonnenstrahlen, die ein fast gespenstisches Licht auf die Szene werfen. Wer das erleben will, sollte in Canute anhalten, zu Fuß die Straße entlang gehen. Und sich zurück versetzen in die Zeit, als hier noch Leben war.

    Was für eine Trostlosigkeit :traen:

  • Ich melde mich vom Urlaub zurück und bin ab sofort wieder dabei auf der Rt. 66


    Sehr schön, das freut uns. Jetzt geht's ja auch bald in den "Westen". ;)


    :EEK: Hitchcock läßt grüßen


    Haben wir auch gedacht, als wir durch den Vogelschwarm gefahren sind. :MG:

  • Sayre, Erick, Texola - Get your Kicks

    Wir folgen weiter der 40/Route 66 nach Westen. Am Highway 6 vorbei geht es bis kurz vor die Interstate Ausfahrt 32. Kurz nachdem wir die 34 passiert haben, scharf rechts auf die North Frontage Road abbiegen. Nach ca. 4,5 Meilen geht‘s wieder über die Interstate (nach links) auf die South Frontage Road, die uns zu der kleinen, hübschen Brücke über den Timber Creek bringt. Die Straße ist schmal, die gelben Linien eiern ein wenig. Aber die Brücke ist ein schönes Fotomotiv. Rechts braust der Interstate Traffic vorbei.



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    Der nächste Ort ist Sayre, wo wir uns das mit einem Saguaro Kaktus geschmückte Schild des Western Motels anschauen. Das Motel ist auch heute noch in Betrieb.




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    In Sayre erreichen wir das Cowboy Country Oklahomas. Die Stadt wird 1901 von Robert H. Sayre, einem Rancher und Besitzer großer Vieherden gegründet. Bis zur Entdeckung der Ölfelder lebt die kleine Stadt von Landwirtschaft und Viehzucht. Das Öl sorgt auch hier für Zustrom von Menschen.


    Die Stadt wirkt aufgeräumt, aber viel Betrieb ist auch nicht. Gut, es ist Sonntag, man bleibt wohl eher zu Hause, als in der recht hübschen Downtown einzukaufen oder zu flanieren. Die Route 66 Bar erfreut den Freund von Mauergemälden mit einem schönen, aber stacheligen Mural an der Seitenwand. Gegenüber eine längst aufgegebene Tankstelle. Der Odd Shoppe mit einem Windrad davor, verkauft Unique Gifts. Ein Kino mit einem alten Pick-Up davor, der immer noch seinen Dienst tut. Und das Courthouse des Beckham Countys. Ein hübsches Exemplar, komplett mit Kuppel. Wir sind wieder an einer Movie Location, denn das Courthouse aus dem Jahr 1911 erscheint für ca. 30 Sekunden in der Schlusssequenz von Grapes of Wrath - Früchte des Zornes.


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    Die Route 66 führt als 40 in südlicher Richtung aus Sayre heraus. Man kann einen kleinen Abstecher über ein Pre-1958 Alignment machen, wenn man am Sayre City Park nach rechts abbiegt, dann wieder links und der Straße folgt, bis sie wieder auf die 40 trifft. Womit wir wieder auf der North Frontage Road wären.


    Weiter geht‘s immer entlang der Interstate auf der BL40/66. Rechts von uns verlaufen zwei schon lange der Natur überlassene Fahrstreifen. Gestrüpp wuchert über die alten Betonplatten - Road Closed. Kurz vor Hext (eine Minisiedlung zwischen der 66 und der I-40) trennen sich Mother Road und Interstate für ein paar Meilen, bevor sie sich dann wieder kreuzen und die 66 Kurs auf Erick nimmt.



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    Erick ist die vorletzte Route 66 Destination in Oklahoma. Es kann sein, dass man in dieser kleinen Stadt etwas länger aufgehalten wird, so man das will. Und die allermeisten 66 Fans wollen das.


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    Eigentlich ist auch in diesem Städtchen der Hund begraben, so würden wir wohl hierzulande sagen. Sie hat in der Geschichte nie eine große Rolle gespielt. Gegründet im Jahr 1901, von der Oklahoma Dust Bowl in den dreißiger Jahren schwer mitgenommen, durch die Route 66 etwas mit Leben in Form von Motor Courts und ein paar Tankstellen erfüllt, dümpelt der gut 1000 Einwohner zählende Ort seit dem Niedergang der 66 in den siebziger Jahren so vor sich hin. Immerhin kann Erick darauf verweisen, dass in seinen Mauern ein späterer Country Star seine, wie er selbst sagt, langweilige (dull) Jugendzeit verbringt - oder besser gesagt, aus familiären Gründen verbringen muss. Die Rede ist von Roger Miller, der sich mit seinem Song King of the Road selbst ein Denkmal in der Country Musik Szene gesetzt hat. Deshalb gibt‘s in Erick auch ein Roger Miller Museum.


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    Was uns zu einem anderen Musiker in Erick, Oklahoma bringt: Harley Russell sein Name. Und DER ist heute die Attraktion für die 66 Traveller. Dazu biegen wir an der South Sheb Wooley Avenue (benannt nach einem weiteren Country Star aus Erick) nach links ab. 150 Meter sind es von dort bis zu unserem Ziel.


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    Zusammen mit seiner Frau Annabelle eröffnet Harley vor rund 15 Jahren in einem ehemaligen Fleischermarkt den Sandhills Curiosity Shop, eine unglaubliche Ansammlung an Route 66 Memorabilia, Sammlungen aller Art, von alten Vinyl Schallplatten über Bücher, Schilder, Lampen, Möbel, Gemälde, Fotos und allerlei Gerümpel. Kaum zu beschreiben, man muss es gesehen haben. Die beiden greifen zur Gitarre, nennen sich die Mediocre Music Makers - also die mittelmäßigen Musikanten - und performen in ihrem Laden für die Touristen, für Harley Gruppen aus aller Welt, für alle, die auf der 66 unterwegs sind. Die entsprechend freakige Aufmachung - grell gestreifte Klamotten manchmal, verwaschene Jeans, oder Latzhosen - alles das gehört zum Image von Harley und Annabelle. Leider verstirbt Annabelle im Oktober 2014 nach schwerer Krankheit. Harley aber hat weiter gemacht und tut es noch.



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    Natürlich halten auch wir am Curiosity Shop an. Die Tür ist verschlossen! Au Wei, das wäre ja schade. Wir stromern ein wenig ums Haus, machen ein paar Bilder. Und dann kommt er, Harley, wie er leibt und lebt, mit Latzhose, aber ohne Hemd. Begrüßt uns überschwänglich - gehört zum Image - und bittet uns herein. Das übliche Woher? Wohin? Germany? Great! Nun, der Mann hat Besuch aus der ganzen Welt. Man kann den ganzen Auftritt kaum in Worte fassen. Höhepunkt aber ist die Get your Kicks Performance. Wir sind die einzigen Besucher an diesem Nachmittag, also erleben wir eine Privatvorstellung. Ellen wird natürlich mit einbezogen. Ich kann mich hinter der Kamera verstecken.



    Get your kicks on Route 66 - DER Song der Mother Road - wie oft mag er ihn schon zum Besten gegeben haben? In mittelmäßiger Qualität. Mediocre Music Makers eben. Aber das macht nichts, im Gegenteil. Harley ist in seinem Element!


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    Bobby Troup‘s berühmter Song über die Route 66 ist auch heutzutage entlang der Straße in aller Munde. Vielleicht populärer denn je. Wie oft mag das Lied während einer Route 66 Tour aus dem Radio oder von der CD der vielen Roadies zu hören sein?


    Die Idee zu diesem Song kommt Bobby Troup während einer Reise quer durch Amerika im Jahr 1946, die er damals zusammen mit seiner Frau Cynthia unternimmt. Sie animiert ihn unterwegs, ein Lied über eine Straße zu schreiben, was er aber ablehnt. Irgendwo hinter St. Louis aber, unterwegs auf der Route 66 „she leaned over to me and whispered, kind of hesitantly because of my putdown of her first suggestion: Get your kicks on Route 66.“


    Troup ist begeistert von diesem Titel und schreibt den Song noch während der Reise. Der Text enthält in fast jeder Zeile Hinweise auf Orte an der legendären Strecke. Und es wird ein Riesenerfolg. Die Nat King Cole Fassung von 1946 ist die Ursprungsversion von Get your Kicks. Es folgen eine Vielzahl von Cover-Versionen u.a. von den Rolling Stones, Bing Crosby, Perry Como, Chuck Berry, Manhatten Transfer oder Depeche Mode.


    Eine, wie wir finden, sehr schöne Version von Get your Kicks ist diese Fassung von
    Asleep at the Wheel:


    Get your kicks


    Berühmt wird die Textzeile Don‘t forget Winona - nicht etwa, weil Winona, an der 66 in Arizona gelegen, ein so weltbewegender Ort gewesen wäre (und immer noch nicht ist), sondern weil Troup einen Reim auf Arizona benötigt und deshalb Winona in die Reihe der markanten Route 66 Locations einfügt.



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    Harley und Annabelle‘s Version unterscheidet sich ein wenig von der Asleep at the Wheel Fassung, aber, wie gesagt, man muss es erlebt haben. Hier (noch zusammen mit Annabelle) Harley und Annabelle


    Harley lädt uns noch ins Redneck Castle ein, das ist sein Wohnhaus, gleich hinter dem Laden. Hier sieht‘s genau so aus, eine unglaubliche Ansammlung von Krimskrams, Nippes und Antiques aller Art. Wir unterhalten uns lange mit ihm, zum Abschied natürlich noch ein paar Fotos. Er schnappt sich gleich unsere Kamera - er kennt jeden Kameratyp, sagt er, was durchaus glaubhaft ist angesichts der vielen Besucher - und verewigt unseren Besuch bei ihm.



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    Nachdem wir gebührend mit einem dreifachen Yee Haw verabschiedet wurden, machen wir noch einen kurzen Rundgang über die Main Street, Downtown also. Nix los hier, es ist immer noch Sonntag. Trotzdem kann man sich wieder gut ein paar Jahrzehnte zurück versetzen. Es hat damals wohl kaum anders ausgesehen in Erick, Oklahoma.


    Wir bewegen uns weiter westwärts auf dem Roger Miller Boulevard, wie die 66 in Erick heißt und passieren zwei weitere Motelruinen. Ihre Namen kann man gerade noch von den Schildern ablesen. West Winds Motel und Elm Motel.


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    Sieben Meilen sind es noch nach Texola, unserer nächsten Station. Und wie der Name schon sagt, wir nähern uns jetzt flott der texanischen Grenze. Man könnte Texola als öde beschreiben. Einsam, fast verlassen. Irgendwie unwirklich wirkt das kleine Nest in Oklahoma ganz nahe an der texanischen Grenze. Deshalb auch der Name. Texola - Texas und Oklahoma. Es gibt noch mehr dieser Texas Kombi-Namen für Grenzstädtchen zu anderen Staaten: Texarkana oder Texmex zum Beispiel. Wir sind an diesem Sonntagnachmittag so gut wie allein in Texola. Es ist Mai, die Sonne scheint und es ist still. Nichts los hier, man sieht keinen Menschen auf der Straße, die die Route 66 ist. Die Interstate braust nördlich vorbei, der gesamte Traffic lässt Texola links bzw. rechts liegen.


    Die Stadt kann man inzwischen ruhigen Gewissens als Ghost Town bezeichnen. Sie scheint sich langsam in der Prairie Oklahomas aufzulösen. Verlassene Häuser verrotten langsam als stumme Zeugen einer besseren Zeit. Man fragt sich, wer hier lebte, damals, als es noch ein Auskommen gab für die Bewohner.


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    Über hundert Jahre alt ist Texola. Schon 1901 wird das erste Post Office eröffnet, und ein Gefängnis natürlich, aber das erst ein paar Jahre später. Das muss sein damals. Es sind unruhige Zeiten. Dann kommt die 66, hält die Stadt am Leben, viele Jahre lang. Amerika braust durch Texola auf dem Weg nach Westen. Es folgt die bekannte Geschichte: Bau der Interstate, das Ende für die kleinen Geschäfte, Tankstellen, Motels. Geblieben sind nur wenige, gerade mal 15 Einwohner halten die Stellung. Oder sind es inzwischen weniger? Wir wissen es nicht. Gesehen haben wir niemanden.


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    Ab und zu passiert ein Auto die Hauptstraße, Route 66 Touristen auf der Durchreise. Die wenigsten halten an. Zu öde ist es hier. Das Open Neon am Waterhole Store & Tumbleweed Grill ist angeschaltet, der letzte Buchstabe ist kaputt. Man könnte dort einkehren. Sicher können sie Steaks. Oder just a coffee. Doch es steht kein Auto vor der Tür. Aber Murals an der Wand, ein Sattel, montiert auf einem Balken - dort konnten sie ihre Pferde anbinden. Im Schaukelstuhl sitzt ein Blumenkübel.

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    Hinterm Ortsausgang steht ein türkisfarbener Thunderbird an der Straße. Wie ein Relikt aus besseren Tagen, genau wie sein Fahrer. Er kommt aus Louisiana, fährt mit seinem T-Bird durch die Welt, die amerikanische Welt. Auch und gerne auf der Route 66. Wir unterhalten uns ein paar Minuten, ein paar Fotos müssen auch sein. Great meeting you.


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    Wir stehen genau vor dem Will Rogers Highway Marker. Der Mann ist, wie wir ja inzwischen gelernt haben, eine Legende hier und entlang der Straße. Ein bisschen schief steht er da, der Gedenkstein an das Jahr 1952, als der Highway offiziell in Will Rogers Highway umbenannt wurde. Genau an dieser Stelle. Die Amis haben ein Faible für Historical Markers. Dieser hier ist interessant und man sollte anhalten.


    Hier noch einmal die steinerne Inschrift:

    Will Rogers Highway
    Dedicated 1952 to Will Rogers
    Humorist - World Traveler - Good Neighbor
    This Main Street of America
    Highway 66
    Was the first road he traveled in a career that
    led him straight to the hearts of his countrymen.



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    Der Thunderbird entschwindet in der Ferne. Die 66 ist hier vierspurig.



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    NO PLACE LIKE TEXOLA steht an der Wand eines verlassenen Gebäudes. Wie wahr.



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    Good Bye Oklahoma - Hello Texas!



    Update 04. Oktober 2021:


    Natürlich haben wir bei unserer letzten 66 Reise im Oktober 2019 wieder Harley (Russell) in Erick besucht. Es geht ihm gut und er war in bester Laune. Hatte zu Folge, dass er uns natürlich einmal mehr seine Interpretation von "Get your Kicks on Route 66" zum besten gab. Ein Besuch bei ihm sollte also weiterhin auf der "to do" Liste stehen. Gleiches gilt für den "Tumble Weed Grill" in Texola. Oben haben wir ihn noch als ziemlich verlassen geschildert. Inzwischen haben wir aber die Betreiberin, Masel Zimmer, kennengelernt. Und zwar gleich bei zwei Besuchen. Und sie hat uns ihre Geschichte erzählt, genau wie Harley. Beide haben wir für unser Buchprojekt portraitiert. Beide sind auf ihre Art "Seelen von Menschen" - man muss sie nur so nehmen, wie sie sind. Also auch in Texola unbedingt bei Masel vorbeischauen. Hier die dazu gehörenden Fotos:


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    Essen und Trinken:


    Tumbleweed Grill & Country Store, Texola, OK




  • Wenn ich mir das Video von Annabelle und Harley ansehe, bilde ich mir ein, die hätte ich auch schon mal im TV gesehen.....in einer Sendung über die Rt. 66, bei der ich die Idee hatte, diese Strasse auch mal komplett zu fahren. ;dherz; . Leider beisse ich da bei meiner besseren Hälfte noch immer auf Granit :rolleyes:

    Es gibt noch mehr dieser Texas Kombi-Namen für Grenzstädtchen zu anderen Staaten: Texarkana oder Texmex zum Beispiel

    An der Interstate 8 bei El Centro gibts das auch - Calexico - ein Ort aus Cal(ifornia) und (M)exico :gg:

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