Bei den Esten im Westen / Unterwegs in Tallin und Saaremaa

  • Einleitung


    Nach paar Wochen Urlaubsabstinenz schaute ich auf eine Landkarte und wollte ein neues Ziel für eine Wochenendreise finden. Schnell sah ich die große Insel Saaremaa in Estland und war in kurzer Zeit überzeugt dass ich da mal hin will.


    Da ich noch nie in Estland geschweige denn Tallinn war wurde die Hauptstadt mit einbezogen. Hotels mit guten Bewertungen waren schnell gefunden und der Flug auf die Insel kostete nur zwanzig Euro pro Strecke, schnell war gebucht und die Reiseplanung abgeschlossen.


    Gute Wettervorhersagen steigerten die Vorfreude auf den vier Tage Trip. Nach der Landung nach dem Lufthansa Flug machte der kleine aber feine Airport von Tallinn einen guten Eintrug. Unkompliziert STß ich schnell im Taxi in Richtung Stadtmitte und freute mich auf die Besichtigung eines neuen Landes. Eine Taximafia gibt es zum Glück nicht, die Fahrt kostete weniger als zehn Euro.


    Tallinn


    Das von mir gewählte "Hotel Palace" erwies sich als Glücksgriff, das Zimmer war sehr leise und sauber und die Altstadt ist nur ein Steinwurf entfernt:


    Der einzige Nachteil der Reise stellte sich nach der ersten Besichtigung derer schnell heraus, die Stadt wird von Touristen belagert. Ryanair & Co sorgen für eine europäisch fleckendeckende Bedienung und zusätzlich sind im Sommer täglich mehrere Kreuzfahrtschiffe vor Ort. An markanten Stellen ist in Stoßzeiten ein Gedrängel von Gästegruppen, zum Glück kann man aber als Individual-Tourist schnell ausweichen und ist eine Gasse weiter alleine in einer malerischen Umgebung.


    Die Stadt hatte mir auf Anhieb gefallen. Das Stadtbild ist sehr schön und wurde von Dänen, Deutsche, Schweden und Russen als wechselnde Herrscher geprägt. Der aufwendig restaurierte mittelalterliche Stadtkern setzte die UNESCO 1997 auf die Liste des Weltkulturerbes.


    Das Rathaus und der davor liegende Marktplatz ist das belebte Zentrum in der sogenannten 'Unterstadt'.




    Natürlich gibt es dort jede Menge Gastronomie, und schnell hatte ich Hunger und Durst. Umgehend war mir klar dass die Lage schamhaft ausgenutzt wird, die Preise waren astronomisch hoch...



    Auch ein Bär muss nicht unbedingt sein zum Essen, wobei ich gar nicht wissen will ob das innerhalb der EU überhaupt legal ist:



    Ich fand schnell abseits von Raubtieren, aufdringlichen Drückern und Nachtbarpreisen eine gute Alternative, das Restaurant "Alte Hansa". Das war natürlich ein Touristentreff aber man konnte draußen schön sitzen und der Schinken vom Rentier, der geräucherte Lachs und das Honigbier waren sehr gut:




    Vor dem Nachtleben wurde ich im Hotel gewarnt, es würde oft zu Schlägereien unter den Besoffenen kommen. Bis die den Zustand hatten war ich wieder in meinem Zimmer und hatte keinerlei Probleme. Bei einer Vielzahl von Bars und Pubs ist die Auswahl schwer. Ich machte eine kleine Kneipentour die mich unter anderem auch ins "Beer House" führten mit deutscher Blasmusik, japanischen Touristen und plump getarnten und bezahlten Animateure im Publikum, durchaus sehenswert und unterhaltsam.


    Am nächsten Tag führte ich meine Besuche weiter, die sehr sehenswerte Alexander-Newski-Kathedrale ist weitaus sichtbar und eine Landmarke der estnischen Hauptstadt:





    Ein weiterer Höhepunkt war die geführte Tour durch den Untergrund von Tallinn der je nach dem Umstand im Land unterschiedliche Verwendung fand. Die Nutzung in den hunderten von Jahren seit der Erbauung wurde interessant erläutert und demonstriert, ob er als Luftschutzkeller diente oder in den achtziger Jahren als Treffpunkt der Punkmusiker:





    Die Stadt hat mir sehr gut gefallen und ich hatte weitaus nicht alle Höhepunkte gesehen, vielleicht wäre ein Tag mehr Aufenthalt sinnvoller gewesen. So habe ich aber auch einen Grund noch einmal hinzufahren.


    Turm Pikk Hermann:



    Blick auf Tallinn:



    Die Stadtmauer:



    Zinni:



    Hafen:



    Kiek in de Kök:



    Ein Stadtbummel durch Kuressaare


    Am Nachmittag ging es mit meinem zwanzig Euro Flug auf die Insel Saaremaa. Einer der Kapitäne verteilte Bonbons und während des Fluges blieb die Cockpittür in der kleinen Maschine offen was zu einem kleinen Gespräch mit der Crew führte. Wie das Unternehmen bei den achtzehn Plätzen und den Preisen auf ihre Kosten kommen will blieb mir verborgen. Nach dem kurzen Flug bei dem ich leider wegen Wolken keine gute Sicht hatte:




    nahm ich mir ein Taxi und fuhr in mein gebuchtes "Georg Ots Spa Hotel" in Kuressaare, der größte Ort auf der 2672 km² großen Insel (im Hintergrund):



    Die Buchung dort hatte ich nicht bereut. Das Personal war nett, die Zimmer sauber und ruhig und die Lage schön. Vor dort ist man schnell in der Innenstadt. Unübersehbar ist die Bischofsburg die vom Deutschen Orden 1380 errichtet wurde. Sie liegt inmitten eines Parks und ist die einzige vollkommen erhalten gebliebene mittelalterliche Burg im Baltikum. Bei mir glänzte sie zusätzlich in der Sonne mit traumhaften Spiegelungen was zu wunderschönen Fotomotiven führte:







    Kuressaare macht einen netten Eintrug auf mich mit sympathischen Einwohnern.



    Durch die Erkundung war ich hungrig und ging ins "Saaremaa Veski", eine zum Restaurant umgebaute Windmühle die mir von den Hotelmitarbeitern empfohlen wurde. Gar nicht nett waren die Bedienungen, ich wurde einfach nicht bedient warum auch immer. Nicht nur ich sondern auch der Nachbartisch wunderte sich darüber und irgendwann platzte mir der Kragen und ich ging wieder. Die Entscheidung hatte sich als Glücksgriff erwiesen, denn das nun ausgesuchte Gasthaus "Ku-Kuu" im Kursaal des Ortes erwies sich als Glücksgriff. Eine perfekte Bedienung und ein klasse gebratener Hornhecht machten den Abend nach den Pfeifen in der Windmühle doch noch gelungen.


    Unterwegs in Saaremaa


    Das fahren über die Insel war sehr einfach. Es gibt nicht viele Straßen und es war bei mir wenig Verkehr. Unterschätzen sollte man die Entfernungen nicht, es dauert schon etwas bis man von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten kommt, immerhin hat Saaremaa 2672 km². Den Osten konnte ich mir aus Zeitgründen in den zwei Tagen mir nicht ansehen.


    Besucht hatte ich die folgenden Ziele:


    Kratersee Kaali:


    Der ca. 7500 Jahre alte kreisrunde Kratersee wurde in der Vergangenheit als heiliger Ort angesehen und war die Stätte unzähliger ritualer Opfer. Er hat einen Durchmesser von 110 m und ist 22 m tief. Viel machen kann man nicht, aber der See wirkt skurril und ich fand ihn sehr interessant.



    Windmühlenpark Angla:


    Sie sind die berühmtesten Windmühlen auf der Insel, sogenannte "Bockmühlen". Im Jahr 1925 hatten hier neun Windmühlen gestanden, nun sind es noch fünf die alle sehenswert sind und viel fotografiert werden.




    Panga Klippen:


    Eines der wenigen Steilufer der ansonsten flachen Insel. Hier fällt die Küste teils zwanzig Meter ab, was aber nicht gut zu sehen ist wenn man von oben herab schaut. Der Aussichtsturm war geschlossen und die Kletterei an einem Seil herab in Richtung Strand zu anstrengend und wirkte mir auch etwas gefährlich. Das Gebiet wurde oft gelobt, ich konnte nicht viel damit anfangen.




    Unterwegs:




    Leuchtturm Sääre:


    An der Südspitze der Halbinsel Sõrve befindet sich beim Dorf Sääre (mittlerweile ohne Einwohner) ein in 1960 errichteter Leuchtturm aus Stahlbeton der 52 Meter hoch ist. Ich spazierte dort an einem Strand entlang der wie auf der Insel oft mit vielen künstlichen Steinhaufen geziert war was Glück für den Erbauer bringen sollen. Der Gang durch die schöne Natur machte Spaß und auch ein Bad im Meer wäre möglich gewesen auf das ich aber dankend verzichtete.





    Unterwegs:




    Bauernhofmuseum Mihkli:


    Im Dorf Malvaste liegt eines der gut erhaltenen Bauernhofkomplexe der Insel der bereits im Februar 1959 gegründet wurde. Die Mehrheit der Gebäude wurde ringförmig um einen Hof aufgestellt und demonstrieren die traditionellen Lebens- und Arbeitsweisen eines typischen Bauernhofes.




    Unterwegs:



    Naturschutzgebiet Viidumäe:


    Als Abschluss wanderte ich noch eine Weile durch das Naturschutzgebiet Viidumäe. Gut markierte Pfade führen durch eine unberührte Waldlandschaft mit unterschiedlichen Typen. Einzig in der Welt gibt es dort endemische Klappertöpfe, Alpen-Fettkraute und die echte Mehlbeere, entdeckt hatte ich nichts von dem weil ich keinen Plan hatte wie sowas aussieht. Der Aussichtsturm war geöffnet und ich gönnte mir als Abschied einen tollen Blick über die Wälder der Insel.





    Unterwegs:



    Der Rückflug und das Fazit


    Nach den beiden schönen Tagen flog ich abends wieder nach Tallinn zurück. Der der Flug erst spät landete fuhr ich nicht mehr in die Innenstadt sondern nahm das vom Airport schnell nach einem kurzen Fußweg erreichte Hotel Ülemiste. Das Zimmer war gut, das Essen leider nicht so (die Ribs waren mir zu roh und fett). Nach einer kurzen Nacht flog ich frühmorgens mit der Lufthansa zurück nach Frankfurt.


    Der Trip war besser als ich ihn erwartet hatte, auch weil das Wetter super war. Mit etwas weniger Besuchern wäre Tallinn klasse, aber so richtig gestört haben sie auch nicht. Die Insel Saaremaa ist toll, hat unberührte Landschaften und es gibt keinen Rummel. Naturliebhaber werden sie lieben.


    Ich kann mir gut vorstellen wieder in das Land zu kommen, vielleicht zu einer längeren Autorundreise, mal sehen. Empfehlen kann ich es auf jeden Fall nach dem was ich in der kurzen Zeit gesehen und erlebt hatte.


    Danke für das Lesen und baltische Grüße


    Gerald


  • Danke für den Kommentar Katja!


    Ich hoffe nicht falsch verstanden zu sein, die 20 Euro sind natürlich nur für den Inlandsflug und eine Strecke. Der Lufthansaflug ist noch dazu gekommen.


    Englisch war nicht ganz so einfach, viele konnten nur paar Worte, auch Bedienungen oder Taxifahrer. Ausnahme war in den Hotels, am Airport und in der Touristeninfo, dort war es top. Aber ich hatte immer das bekommen was ich wollte, ging schon.

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