Deutschheim State Historic Site in Hermann, Missouri

  • Sanfte Weinberge erstrecken sich über die Landschaft soweit das Auge reicht. Und mittendrin fließt der gewaltige Missouri gemächlich dahin. In dieser idyllischen Gegend im Herzen von Missouri liegt auch das kleine Städtchen Hermann. Der Ort wurde von der Deutschen Ansiedlungs-Gesellschaft zu Philadelphia 1837 gegründet und gehört dem Missouri Rhineland an, wie die Gegend hier auch genannt wird.



    Benannt wurde Hermann nach Hermann dem Cherusker und sollte eine sich selbst versorgende Kolonie mit Landwirtschaft und Industrie werden. Ein ganzes deutsches Utopia sollte hier entstehen, das deutsche Werte und Traditionen aufrechterhält. Auch wenn das nie so ganz gelang, so ist Hermann doch stolz auf sein Erbe und zeigt es auch.



    Jedes Jahr zum Maifest oder auch zu speziellen Anlässen wie dem 2000. Jahrestag der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 2009. Besonders der traditionelle Weinanbau ist wieder aufgeblüht, nachdem er während der Prohibition fast völlig zum Erliegen kam.


    Bekannt ist Hermann jedoch noch nicht nur als Weinanbaugebiet, sondern auch für die Deutschheim State Historic Site, die die Erinnerung an die deutschen Siedler, die hier ein neues Leben begannen, aufrechterhält. Im Besucherzentrum treffe ich George, der schon seit vielen Jahren für die Deutschheim State Historic Site arbeitet. Auch er hat natürlich deutsche Vorfahren und hat seinen Familienstammbau minuziös erstellt. Es fasziniert mich immer wieder, wie viel Amerikaner über ihre Vorfahren wissen.




    Als wir nach draußen treten, weht ein kalter Wind um die backsteinernen Hausecken und wirbelt das letzte Herbstlaub über die Straße. Es ist ein später Oktobertag, an dem ich hier nach Hermann gekommen bin und die Hauptbesuchersaison ist lange vorbei. Tatsächlich bin ich momentan die einzige Besucherin und komme so in den Genuss einer Privatführung.


    Zuerst laufen wir eine kleine ruhige Seitenstraße entlang. Fast habe ich hier tatsächlich das Gefühl in Deutschland zu sein, denn viele der Häuser sind aus Backstein und die Straßen von großen, ausladenden Bäumen gesäumt.



    Unser Ziel ist das Carl Strehly House, das 1842 errichtet wurde.



    Bis zum Jahr 1854 befand sich hier die Druckerei von Strehly und Eduard Muehl, die eine deutsche Zeitung herausgaben.



    Im Jahr 1857 wurde dann das Weingut etabliert und für einige Zeit sogar eine Taverne eingerichtet. Heute reflektiert das Haus das Leben einer deutschen Immigrantenfamilie aus der unteren Mittelschicht zwischen 1865 und 1880.



    Etwa eine halbe Stunde erkunde ich das Haus vom Dach bis zum Keller.



    Natürlich darf auch der karge Rest des kleinen Weinbergs im Garten nicht fehlen.



    Dann geht es weiter und George bringt mich zum Pommer-Gentner House, einem der ältesten Gebäude in Hermann. Im Jahr 1840 erbaut, ist das ausladende Backsteinhaus wohl eine der schönsten Residenzen in der Stadt.



    Die Einrichtung reflektiert das Leben einer gutbürgerlichen Familie aus dieser Zeit, doch der wahre Schatz sind für mich die vielen Bilder und Dokumente, die Haus beherbergt.



    An den Wänden finde ich unzählige Geburts- und Heiratsurkunden.



    Der größte Schatz jedoch sind für mich die Bücher. Fast alle sind sie Ersttagausgaben aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Schatz, der hier leider etwas stiefmütterlich behandelt wird. Es fehlt das liebe Geld um die Bücher ordentlich zu konservieren und einige der Verantwortlichen hier ahnen anscheinend nicht mal, was für kleine Schätze sie hier zu liegen haben. Das ist schon etwas traurig, aber so habe ich die Möglichkeit in diesen hochinteressanten Exemplaren zu blättern.



    Nach draußen geht es über den Haupteingang. Hier verabschiede ich mich auch von George, der mir einen wunderbaren Einblick in die Gründerjahre von Hermann gegeben hat. Nun muss er aber zurück, denn es sind doch noch ein paar andere Besucher angekommen und die wollen auch gern auf Tour gehen. So verabschieden wir uns und ich verspreche, irgendwann mal wiederzukommen nach Hermann in Missouri.



    Als Letztes werfe ich noch einen Blick auf das deutsche Ortsausgangsschild. Das ist ein Geschenk der hessischen Kleinstadt Bad Arolsen, die eine Städtepartnerschaft mit Hermann pflegt.


    DEUTSCHHEIM STATE HISTORIC SITE
    109 W. 2nd Street, Hermann, MO 65041-1045


    April-Oktober: täglich 10-16 Uhr;
    November-März: Do-So 10-16 Uhr
    Führungen gibt es 3x täglich um 10 Uhr, 12:30 Uhr und 14:30 Uhr

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