Point Lobos State Reserve, CA

  • “...the greatest meeting of land and water in the world” - so nannte der Maler Francis McComas Point Lobos, jene Landspitze, die die Bucht von Carmel nach Süden hin eingrenzt. Nach unserem Besuch dort letzten Mai will ich ihm da nicht groß widersprechen. Point Lobos ist ein besonderer Flecken Erde, ein Mosaik aus tief eingeschnittenen Buchten, sanft geschwungenen Hügeln, vom Sturm zerzausten Wäldchen und versteckten Stränden. Otter, Grauwale, Seelöwen und Robben gehören zu den Bewohnern der Gewässer um das Kap, dazu Rehe, Kormorane und allerlei andere Vogelarten. Ich hatte vor unserer Reise noch nicht viel von dem Naturschutzgebiet in der Nähe von Carmel gehört, tatsächlich ist es ein echtes Juwel, das man sich bei einem Besuch in der Gegend auf keinen Fall entgehen lassen sollte.


    Die Einfahrt zum State Reserve ist gleich am südlichen Ortsausgang von Carmel am Highway 1. Für die Zufahrt mit dem Auto sind wie für die meisten State Parks entlang der kalifornischen Küste 10 Dollar zu entrichten. Mit der Quittung lassen sich am gleichen Tag beliebig viele weitere Parks kostenlos besuchen, etwa der 20 Meilen südlich gelegene Andrew Molera State Park oder der Pfeiffer Big Sur State Park ein paar Meilen weiter. Viele einheimische Besucher sparen sich das Geld und parken gleich am Highway, Fußgänger zahlen nichts bzw. nur eine freiwillige Spende. Mit dem an der Einfahrt erhaltenen Infoblättchen machen wir uns erstmal schlau, was wir uns hier so anschauen können. Gleich am nächsten Abzweig geht eine Straße runter zur Whalers Cove. Da fahren wir hin und stellen das Auto auf dem letzten freien Parkplatz ab.


    Die Whalers Cove ist ein geschichtlich ganz interessanter Ort. Oberhalb der Bucht steht die Whalers Cabin, die in den 1850er Jahren ein chinesischer Fischer errichtete. Heute befindet sich ein kleines Museum in dem Holzhäuschen. Von 1862 bis 1879 fuhren von hier Walfänger zur See, die Reste eines Steinbruchs sind zu erkennen, ebenso wie die Fundamente einer Abalonen-Fabrik, die einst stand, wo nun unser Auto parkt. Ja, ja, auch dieses junge Land hat schon einige Generationen kommen und gehen sehen…


    Whalers Cove ist auch ein bei Tauchern beliebtes Revier, in dem sich die Kelp-Wälder entlang der Küste erkunden lassen. Am tollsten finden wir aber die Seehunde, die sich in der Bucht tummeln. Am Strand liegt sogar eine ganze Gruppe mit Nachwuchs. Niedlich.



    Neben dem Parkplatz führt eine Treppe auf einen Hügel - Cannery Point. Von diesem folgen wir dem North Shore Trail nach Westen. Alle Wanderwege hier sind sehr schön angelegt und leicht zu gehen. Sie führen von Bucht zu Bucht, an Felsklippen vorbei und durch Zypressen-Wäldchen. Auf vorgelagerten Inseln nisten große Kormoran-Kolonien, im glasklaren Wasser spielen Seehunde und Otter zwischen den Kelpwedeln. Man meint, einen Garten Eden entdeckt zu haben.


    Wo die Bäume etwas dichter zusammenstehen und es entsprechend schattig ist, hängen Flechten von abgestorbenen Ästen und einige sind von einer knallroten Kombination aus Algen und Pilzen überwuchert. Die Zweige sehen aus wie Isolierschaum. Angeblich mögen die Rehe das Zeug. Geschmackssache, würde ich sagen.



    Vom North Point reicht der Blick über die ganze Carmel Bay mit ihren weißen Stränden. Wale sehen wir keine, das Meer ist aber auch sehr unruhig bei unserem Besuch. Generell ziehen von Mai bis Oktober Grauwale die Küste hinauf, von Point Lobos sollten sie sich bei ruhiger See ausmachen lassen. Wo der Wald in offene Wiesen übergeht, stößt der Trail wieder auf die Straße, die im Bogen durch das Reserve führt. Der Weg über die felsigen Klippen zum Sea Lion Point ist asphaltiert und daher sogar Rollstuhl-kompatibel. Hier treffen wir auf die meisten Besucher, denn hier kommt man den Seelöwen auf den Felsen vor der Küste recht nahe. Wir können sie nur von weitem hören, bekommen sie aber nicht zu Gesicht.


    Wir sind nun auf der Südseite der Halbinsel und es erfasst uns ein richtiger Sturm, der das Vorankommen zu einer sehr mühsamen Angelegenheit macht. Wir beschließen, den Weg entlang der Küste nicht weiter fortzusetzen, sondern stattdessen über einen Hügel namens Whalers Knoll wieder zum North Shore Trail zu gehen und zurück zum Auto. Bestimmt zwei Stunden sind wir nun gelaufen, das reicht erstmal.



    Wir fahren noch zum südlichsten Abschnitt von Point Lobos, der China Cove. Weißer Sandstrand, türkisfarbenes Wasser und Seehund-Babys mit ihren Müttern - geht's noch schöner? Vielleicht wenn sich die Sonne nicht so rar machen würde. Bei schönem Wetter ließe sich hier getrost ein ganzer Tag verbringen und sämtliche Wege abwandern, für einen durchaus befriedigenden ersten Eindruck reichen drei bis vier Stunden.


    Wir waren an einem Sonntagmorgen hier, da ist Point Lobos alles andere als einsam. Die Parkplätze können am Wochenende schon mal knapp werden und unter Umständen muss man dann etwas suchen. Wenn man wandern mag, spielt es aber eigentlich keine Rolle, wo man das Auto abstellt. Die Trails führen kreuz und quer durch das Gebiet, so dass jeder Punkt auf einem nicht all zu langen Spaziergang erreicht werden kann.


    Während die Harbor Seals ihren Nachwuchs bekommen, sind die Strände übrigens gesperrt. Das ist immer im April und Mai der Fall. Wir fanden es super, die kleinen Seehunde zu beobachten. Von daher kann ich den Besuch gerade zu dieser Jahreszeit nur sehr empfehlen.


    Links:
    California Department of Parks and Recreation
    Point Lobos Foundation

  • Wir sind auch den North Shore Trail von Whalers Cove hin und zurück gelaufen und haben uns noch den kleinen Zypressen-Wald angesehen. Zur China Cove sind wir dann anschließend auch hingefahren.
    Mir hat es gut gefallen, dass man beim Gehen alles in Ruhe ansehen kann und nicht nur von Viewpoint zu Viewpoint fährt. Auf den Wegen zwischen den Viewpoints war es (an einem Freitag) auch recht ruhig.


    Moni, ein halber Tag ist wunderbar für diesen Tag :!!

  • Moni, ein halber Tag ist wunderbar für diesen Tag


    Einen halben Tag sollte man einplanen.


    Bestens :!! Ich freue mich darauf ;;PiPpIla;;

    Am Wochenende ist dort aber sehr viel los, halb Monterey dürfte dort Ausflug machen.


    Glück gehabt: wir werden Mittwoch/Donnerstag dort sein :D

  • Mensch Oliver, was machste nur mit uns... :wink4:
    ...schon wieder so`n Schmankerl!!!


    Mir geht`s wie vielen hier - einfach dran vorbeigefahren.
    Aber dank Deiner werden wir uns auch dieses schöne Fleckchen Erde unter die Schuhsohlen nehmen.


    Danke für ein tolles weiteres Wandergebiet, off the beaten track (für den "normalen" Besucher).


    Gruß
    Günter

  • Eigentlich ist dieser Thread von Oli schon ausreichend abgedeckt, aber auf Ulrichs ;WmZp;; steuere ich trotzdem noch einen Auszug aus unserem RB bei:


    Heute fahren wir wieder ein paar Meilen nach Süden. Das Point Lobos Natural Reservate ist unser Ziel. Hier laufen wir als erstes den North Shore Trail und sind begeistert! Trotz der eher düsteren Stimmung ist es hier ganz einfach herrlich!


    Die tollen Zypressen, mit ihren vom Wind abgeflachten Kronen und den bizarr geformten Stämmen, und die wundervolle Flora entzücken uns!


    Man wähnt sich im tiefsten Wald und kann trotzdem immer wieder einen Blick auf das rauschende Meer unter sich werfen.



    Zuerst noch alleine unterwegs, kommen uns nun häufiger Leute entgegen. Trotzdem finden wir immer wieder Plätzchen, wo wir uns in aller Ruhe umsehen können. Dieses Reh scheint überhaupt keine Scheu zu kennen und kaut ungestört weiter auf den saftigen Gräsern und gelben Blümchen herum.



    Den geheimnisvollen Zypressenwald nehmen wir uns anschliessend vor und auch hier sind wir wieder begeistert!


    Bizarr verformte Stämme und Äste mit langen Bärten und orangeroten Flechten beeindrucken uns.



    Wir sind begeistert von den Farben ;dherz;




    Auch diese Jungs haben Ihr Plätzchen gefunden:


    Zu guter Letzt besuchen wir die laut rufenden Seehunde.



    Was für eine beruhigende Wirkung das schäumende Meer doch hat!



  • Eigentlich ist dieser Thread von Oli schon ausreichend abgedeckt


    Ich finde, solche Threads können nie genug Fotos haben.
    Und Du zeigst ja auch wieder ganz andere Eindrücke :!!


    aber auf Ulrichs ;WmZp;;


    Auf fein, da wirste auch bald auf meine ;WmZp;; reagieren =);;PiPpIla;;

    • Offizieller Beitrag

    aber auf Ulrichs steuere ich trotzdem noch einen Auszug aus unserem RB bei:


    :clab::clab::clab:;ws108;


    Und Du zeigst ja auch wieder ganz andere Eindrücke


    so isses.

  • Auszug aus dem Reisebericht:


    Mein erstes Ziel sollte eigentlich der Point Lobos State Park sein. Als ich dort ankam, war aber alles noch grau in grau. X( Ich entschied mich daher, erst einmal weiter die Küste entlang zu fahren und den State Park dann am Ende des Tages zu besichtigen. :) So kam es, dass ich zwar den State Park Eintritt bezahlte aber hinterm Kassenhäuschen gleich einen U-Turn machte. Die Dame, die mir das Ticket verkauft hatte, staunte nicht schlecht. Ich trödelte dann erst einmal etwas am Pazifik entlang. Ich hatte heute keine Eile. Wie es aussah, würde sich der Dunst schon bald auflösen. :!!


    An der Abfahrt zum Point Lobos State Natural Reserve (SNR) fuhr ich vom Highway. Am Kassenhäuschen deutete ich nur auf meinen angeklebten Eintrittszettel und schon konnte ich durchfahren. Ich wusste schon, wohin ich wollte. In meinem Fotoreiseführer hatte ich – wie ich hoffte – ein besonders schönes Eckchen dieses kleinen Parks entdeckt, die Whalers-Cove. Und hier wollte ich jetzt hin. Da die Straßen in dem kleinen NSR recht überschaubar sind, fand ich den richtigen Weg recht schnell. Nachdem ich aus dem Wald heraus gefahren war, blickte ich bei schönstem Wetter auf eine tief blaue See. Das sah ja echt irre aus hier. ;ws108;



    An der Walfängerhütte, die mir im Reiseführer schon so gut gefallen hatte, fuhr ich erst einmal vorbei zum Parkplatz. Ich hatte den richtigen Riecher. Hier war ich richtig. Dieses Fleckchen Erde gefiel mir auf Anhieb. ;dherz; Was für ein Glück, dass ich einen der wenigen Parkplätze noch ergattern konnte. Nachdem ich White Tiger geparkt hatte, machte ich mich gleich auf den Weg. Die Wanderschuhe zog ich diesmal nicht an. Der Weg schien nicht besonders anspruchsvoll zu sein, dafür aber WUNDERSCHÖN! ;dherz;






    Gleich am Anfang des Weges wurde man vor giftigen Pflanzen gewarnt. Da mir diese gestern schon im Pinnacle NP aufgefallen waren, habe ich sie diesmal fotografiert. Sie scheinen nämlich nicht selten in dieser Gegend zu sein. ;;NiCKi;: ;;NiCKi;: ;;NiCKi;:




    Egal wohin ich sonst schaute, blickte ich entweder auf schöne Blütenteppiche, tiefblaues Wasser oder markante Felsen. ;dherz; Die Landschaft war traumhaft. ;dherz; Ich war kurz davor mich zu petzen. Vor zwei/drei Wochen waren die Blütenteppiche zwar sicher noch prächtiger. Dies war aber schon weitaus mehr, als ich je erwartet hatte.





    Wenn mich meine Orientierung nicht täuschen sollte, mussten mich die Treppen oberhalb des Parkplatzes direkt zur Walfängerhütte bringen. Ich entschloss, dies auszuprobieren. An der obersten Stufe angekommen fand ich ein Schild, das meine Vermutung bestätigte.



    Nach wie vor war der Weg richtig klasse. Vom Ende der Treppe hatte man einen tollen erhöhten Blick über die Bucht. Ich muss gestehen, dass ich mich an dem Anblick kaum satt sehen konnte. Aber ich wollte ja unbedingt zur Walfängerhütte und daher musste ich weiter. Auch wenn es schwer fiel. Dafür entschädigte aber der weitere Weg, denn dieser führte wieder an schönen gelben Blütenteppichen vorbei. ;dherz;






    Nach wenigen Minuten blickte ich schon auf die Rückseite der Hütten. Schon auf dem Außengelände waren interessante Dinge, wie z.B. Teile von Walskeletten, zu entdecken.






    Die Walfängerhütte selbst ist eingetragen ins National Register of Historic Places. Anhand der Plakette, die dies ausweist, kann man lesen, dass die Hütte von chinesischen Fischern 1851 erbaut wurde.



    In der Hütte, die seit 1994 als Museum fungiert, wurde ich freundlich von einer älteren Dame begrüßt. Diese lauerte nur darauf, mich mit Informationen vollzustopfen. So erfuhr ich, dass auf dem heutigen Parkplatz einst eine Abalone-Konservenfabrik stand. Im 19. Jahrhundert wurden 75 % der Kalifornischen Abalone-Ernte hier verarbeitet. Den Grundstock hierfür lieferten die chinesischen Fischer, die 1850 mit ihren kleinen Dschunken direkt aus China hier an Land gingen. Diese Familien bildeten die erste Ansiedlung chinesischer Fischer in Kalifornien. Drei Jahre später, der Goldrausch war inzwischen am Abklingen, kamen noch mehr Chinesen, diesmal allerdings von den Goldfeldern, um hier ihr Glück zu suchen.






    Von der Walfängerkabine aus bin ich dann noch etwas weiter gewandert. Ich war neugierig, wohin der Weg noch führen würde. Ich spazierte vorbei an schönen blühenden Pflanzen. Was mir aber am besten gefiel war, dass der ganze Weg etwas verwildert wirkte. Keine Hecke war gestutzt. Alles wuchs kreuz und quer. ;dherz; Kleine Tiere wie Eichhörnchen und Häschen sprangen über den Weg. Ich hätte ewig so weiter laufen können. ;dherz; Letztendlich begegnete mir sogar ein Reh. Da der Wind für mich günstig stand, verharrte es einen Moment für ein Foto, bevor es im dichten Unterholz wieder verschwand. Ich lief noch etwas weiter. Hatte dann auch wieder tolle Ausblicke auf das tief blaue Meer und die vorgelagerten Felsen. Leider zogen immer mehr Wolken auf. Obwohl die Landschaft immer noch ihren Reiz hatte, beschloss ich langsam zurück zum Auto zu laufen. Damit ihr das eben beschriebene etwas nachvollziehen könnt, habe ich habe ich einfach mal ein paar Fotos angängt:











    Anschließend bin ich dann noch zum Cypres Cove Trail gefahren. Diesen bin ich aber nicht weit gelaufen, obwohl es sehr schön war, zwischen all den alten Bäumen hindurch zu laufen. Da es aber immer dusterer wurde, brach ich ab. X(



    Ich fragte daher eine Rangerin, wo ich denn noch am ehesten eine Chance auf blauen Himmel haben könnte und sie riet mir zur Vogelinsel zu fahren. Dies tat ich dann auch kurz darauf. :!!
    Und die Rangerin hatte Recht. Das Wetter war auf dieser Seite der Bucht weitaus besser. Teilweise zeigte sich sogar blauer Himmel. Ich schaute dann noch eine ganze Weile den Kormoranen beim Nestbau zu, bevor ich zurück nach Monterey fuhr.











    .

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!