Ja, mach nur einen Plan....

  • Die Ruine schaut toll aus.



    Es scheint aber durchaus normal zu sein. Auf Tripadvisor sahen wir später Bilder anderer Hotels, die ganz offenbar manipuliert wurden, um eine angenehmere Umgebung vorzutäuschen. Da wird schon mal ein Baum reinmontiert, wo das Nachbarhaus ohne Lücke angrenzt.


    Das ist ja krass. X(

  • Harewood House


    Nach Rievaulx haben wir noch Zeit. Ein weiteres Ziel, das wir uns ausgesucht haben ist Harewood House, eines der Stately Homes, also Herrensitze, und eines der Treasure Homes, die bis heute in Privatbesitz sind. Das Anwesen liegt nahe des gleichnamigen Orts rund 20 Meilen westlich von York.


    Biegt man von der Hauptstrasse durch den Torbogen ab, muss man noch eine beträchtliche Strecke fahren, bis man zum Herrenhaus gelangt. Zuvor ist Eintritt zu entrichten und zwar nicht zu knapp! 14 Pfund pro Person verlangen die Besitzer, allerdings spart der Pass von English Heritage 25%, somit 3,50 Pfund/Person.


    Geboten werden dafür ein Rundgang durch das Erdgeschoss des Landsitzes und der Zugang zu Landschaftsgarten, Terasse, Vogelpark und einem Kinderspielplatz.


    Leider fängt es an zu nieseln, so dass wir unsere Regenjacken auspacken.


    Man kann im Haus einer Führung folgen oder auf eigene Faust losziehen. Da die Familie zur Zeit der Errichtung in der 2. Hälfte des 18. Jh. zu den reichsten in England zählte, wurden nur die renommiertesten Handwerker und Architekten beauftragt, Chippendale zum Beispiel! Das Photographieren im Haus ist generell verboten, das Verbot wird auch überwacht.


    Wir waren relativ schnell durch, weil uns die Einrichtung dann doch nicht so sehr interessierte. Auch die Verbindung zum Königshaus reisst es nicht heraus. Man wird schon sehr nachdenklich, wenn man diesen Reichtum sieht, der nach heutigen Moralbegriffen durch skruplloses Handeln angehäuft wurde. Die Familie Lascelles war eine grosse Hausnummer im Sklavenhandel!


    Draussen hat es aufgehört zu regnen, so dass wir uns auf den Weg machen, ein Stück des Landschaftsgartens zu erkunden. Dieser gruppiert sich um einen See, ein Teil davon ist ein "Himalaya-Garten" mit entsprechenden Pflanzen. Sehenswert sind in jedem Fall die Rhododendren, die zu der Zeit im Wald prachtvoll in Blüte stehen.



    Harewood House


    Rhododendren:





    Himalaya-Garten:





    Der See:


    Gruss


    Rolf

  • English Heritage


    English Heritage ist eine staatliche Organisation, die viele historische Stätten in England verwaltet. Dazu zählen z.B. Stonehenge, Whitby Abbey, Middleham Castle (Richard III), Hadrians Wall und vieles mehr. Die grösseren Stätten kosten Eintritt, in der Regel zwischen 4 und 5 Pfund pro Erwachsenen.


    Wer aus dem Ausland anreist, kann einen sog. "Overseas Visitor Pass" erwerben, der 9 oder 16 Tage Gültigkeit hat und für 1 oder 2 Erwachsene bzw. eine Familie ausgestellt werden kann. Preise zwischen 23 und 56 Pfund. Wir bezahlten für 2 Erwachsene 52 Pfund. Man kann auch erst mal ein Objekt mit dem normalen Obolus besichtigen und sich dann bis zum Verlassen entscheiden, ob man nicht doch den Pass haben möchte. Das schon bezahlte Eintrittsgeld wird dann auf den Pass angerechnet.


    Eine lohnende Sache, denn ansonsten hätten sich die Eintrittsgelder pro Person ca. 40 Pfund summiert; wir haben somit um die 30 Pfund eingespart.


    Zumeist kann man eine recht gut gemachte Beschreibung des besuchten Objekts erwerben. Kostenpunkt 2,99 - 5,99 Pfund, je nach Umfang. (Daher stammen dann die einzelnen Pennies im Portmonnai, die man kaum wieder loswird. ;) )


    Der Pass wird gelegentlich auch von anderen Sehenswürdigkeiten mit einem Preisnachlass honoriert.


    Gruss


    Rolf

    • Offizieller Beitrag

    Der Pass kann auch später noch erworben werden, wenn man die Quittung hat und gilt dann ab dem Tag, der auf der Quittung steht.
    Wer erst für 9 Tage den Pass gekauft hat, kann innerhalb der 9 Tage an einer beliebigen Location verlängern. Nur wissen das die Angestellten nicht immer.
    Sie müssen dann nachfragen.


    Zumeist kann man eine recht gut gemachte Beschreibung des besuchten Objekts erwerben. Kostenpunkt 2,99 - 5,99 Pfund, je nach Umfang. (Daher stammen dann die einzelnen Pennies im Portmonnai, die man kaum wieder loswird. )


    Dort wo man Eintritt zahlen muß, es gibt auch kostenlose Ruinen, bekommt man in aller Regel auch einen Audioguide der in Form eines quasi Hörspiels über die Location informiert. ;;NiCKi;:

  • Danke Ulrich für die weiterführenden Informationen! :wink4:


    Noch ein Zuastz: man erhält beim Kauf des Passes ein 330 Seiten starkes Handbook sowie eine Übersichtskarte. Das Handbook hat einen wasserfesten Einband. (Warum bloss? :gg: )


    Gruss


    Rolf

  • Flop No. 2


    Am Abend des 30. Mai erfahren wir, dass vom 2. - 10. Juni in York bzw. im Britisch Railway Museum das British Railfest - es heisst wirklich so - stattfindet und dazu Zehntausende von Eisenbahnenthusiasten erwartet würden.


    Das passt überhaupt nicht zu unserer Planung, die vorsah, dass ich 2 Tage Zeit für das Museum hätte. Am ersten Tag würde Lady mich begleiten, am zweiten wollte sie sich die alte Stadt York detaillierter ansehen. Wir würden uns dann zum Dinner irgendwo treffen. Solchen Trubel hatten wir nicht erwartet und einkalkuliert. Bei dem grossen Andrang war zu erwarten, dass das Photographieren entsprechend schwierig bis unmöglich würde.



    Express-Lokomotive Gladstone; Baujahr 1882


    Da blieb somit nichts anderes übrig, als schon am kommenden Tag, Donnerstag, den 31.5. loszulegen. Auf der Fahrt regnet es und das "dämliche" Navigationssystem leitet uns durch den dichten Verkehr der Innenstadt. Das Museum ist an sich relativ leicht zu finden, da es genau gegenüber des Bahnhofseingangs, aber auf der anderen Seite der Geleise liegt. Man nimmt die nächste Unterführung - Leeman Road und trifft nur wenige Meter dahinter auf das erste Gebäude des Komplexes. Alternativ und kürzer kann man im Bahnhof über die Fussgängerbrücke gehen, die alle Gleise überspannt. Leider sind am Museum alle Parkplätze belegt. Es gibt noch einen zweiten Eingang vielleicht 100-150 Meter weiter und auf der anderen Strassenseite. Dort stehen grössere Parkflächen zur Verfügung. Diesen zweiten Eingang hat man gesperrt, ebenso die Parkflächen. Alles wegen des grossen Railfests, dessen Besucher noch gar nicht angekommen sind.


    Was tun? Wir fahren zurück zum Bahnhof, dort gibt es Parkplätze. Zum Glück finden wir hier noch freie Stellflächen. Jetzt müssen wir halt 600-800 Meter laufen. Nicht so ganz angenehm wegen des Nieselregelns, aber ein Stück können wir unter dem Dach der Station bleiben. Jetzt müssen wir halt 600-800 Meter laufen. (Die Abkürzung über die Brücke im Bahnhof kennen wir noch nicht.) Dabei entstehen auch die Photos des merkwürdigen Royal York Hotels, von dem wir ja zweit Tage zuvor regelrecht geflüchtet waren.


    Im Museum angekommen lernen wir, dass man keinen Eintritt entrichten muss. Übersichtsplan gibts kostenlos, man bittet um Spenden. Eine Broschüre kostet einige Pfund, leider gibt es keinen Katalog. Die Ausstellunge sind unterteilt in "The Great Hall", in der viele Lokomotiven stehen sollen, "Station Hall", wo man weitere Lokomotiven und viele Wägen zu sehen bekommt, einem "Warehouse" in dem kleinere Ausstellungstücke gelagert sind, "The Works", eine Lokomotivwerkstatt, in der der Besucher bei Überholungen bzw. Restaurationen zusehen kann und dem sog. "South Yard", einem Freigelände. Wohin mit unserer nassen Regenbekleidung? Das ist gut gelöst, es gibt Schliessfächer.


    Wir wollen mit dem Herzstück, der "Great Hall" starten. Dort sollten solche einmalige Lokomotiven wie die "Mallard", die schnellste Dampflok der Welt, und die "Flying Scotsman", eine weitere berühmte englische Lokomotive zu finden sein. Nicht zu vergessen die "Duchesse of Hamilton! Eine betriebsfähige Replika von Stephensons Rocket erwartet den Besucher ebenfalls, aber die kannten wir schon von einem früheren Besuch im Luzerner Verkehrshaus, wo es vor über 10 Jahren eine Sonderausstellung "Die ersten Dampflokomotiven Europas" gegeben hatte und wir auf einem Wagen der dorthin ausgeliehenen Rocket mitfahren konnten.


    Die Enttäuschung kommt schnell und ist riesengross! Man hat die Halle zum entscheidenden Teil geleert, um mittendrin ein grosses Festbankett zu veranstalten. Statt grandioser Technik gibts weiss gedeckte Tische! Grosse Leinwände versperren die Sicht auf Ausstellungsobjekte. Hektisches Treiben, überall Absperrungen, es steht alles mögliche an Kästen und Kisten im Weg. Praktisch alle Stars der Schiene fehlen. Auch das Freigelände darf nicht betreten werden. Das hatten wir uns wahrlich anders vorgestellt!



    Praktisch alle wichtigen Exponate mussen ihren Platz für das Festbankett räumen.


    Eine Anzahl Photos mit kurzer Kommentierung gibt es hier aber doch, um zumindestens einen Eindruck zu vermittel.


    Lokomotiven:



    Tenderlokomotive 1897



    Tenderlokomotive aus 1899. Die Maschine verrichtete 60 Jahre lang ihren Dienst.



    Schnellzuglokomotive aus 1897



    Lokomotive des "Crab"-Typs von 1926; London Midland & Scottish Railway



    Schnell- und Expressgüterzuglokamotive "Green Arrow", 1936



    Expresszuglokomotive "King George" 1927


    Die King George wurde in die USA verschifft, nahm dort an 100-Jahrfeier der Baltimore and Ohio Railroad teil. Aus diesem Grund erhielt sie die "Liberty Bell" an der Front. Die Glocke verblieb, so wurde die Maschine auch unter dem Namne "The Bell" bekannt.



    "The Bell"



    Minenzugmaschine "The Coppernob", 1846



    Maschine der South Eastern and Chatham Railway aus 1901



    Eine der berühmten Fairlie-Doppellokomotiven der Festiniog Railway



    Tenderlok der Great Eastern Railway von 1904



    Lokomotive zum Ziehen bahninterner Inspektionszüge (1869)



    "Evening Star", die letzte Dampflokomotive, die (1960) in Grossbritannien gebaut wurde



    Schwere chinesische Güterzuglokomotive, 1935



    Elektrolok von 1951; dahinter eine dieselelektrische Lokomotive von 1957



    Akkumulatoren-Rangierlokomotive 1917


    Waggons:



    Personenzugwagen aus der viktorianischen Zeit. Die Abstammung von der Kutsche ist noch erkennbar.



    Pferdebahnwagen: Die billigen Plätze waren natürlich aussen!



    3. Klasse gabs bei uns zu meiner Kinderzeit auch noch!



    Erneut lässt die Kutsche grüssen



    Royaler Wagen



    Dining



    Dreiklassengesellschaft


    Signs:








    Details:



    Mit solchen stationären Dampfmaschinen wurden anfangs Züge mit Stahlseilen steile Anstiege hinaufgezogen.



    Die Führerstände waren bei schlechtem Wetter wenig geschützt. Es gab aber gute Gründe für die offene Bauweise - das Personal konnte notfalls schneller abspringen!



    Königliches Wappen auf der Lokomotive.



    Schreibtisch



    Briefaufgabe direkt am Zug war schneller und teurer!



    Personenwaage am Bahnsteig. Gewogen wurde in "Stones" (1 Stone = 6,35 kg oder 14 lb.)



    Bahnhofsuhr


    Ansichten:



    "Station Hall"



    Aussichtsplatform: 4 moderne Züge fahren gleichzeitig ain die York Station ein oder aus ihr aus.



    York Station ist ein seheneswerter, viktorianischer Bahnhofsbau.


    (Im Hintergrund noch einmal das Royal York Hotel.)



    Die Wartungshalle



    Im Depot - im Sinne von Lager!



    Details im Depot


    Das Museum soll nach eigenen Angaben über 2 Millionen Exponate besitzen, - vom Uniformknopf bis zum Shinkansen! Diese werden aber nie gleichzeitig präsentiert. Ob es wirklich das grösste Eisenbahnmuseum der Welt ist? Zweifel kommen auf, wenn man das französische Eisenbahnmuseum in Mulhouse/Elsass kennt.


    Dass die meisten wichtigen Lokomotiven fehlten war schon ein schwerer Schlag ins Kontor! Dann gab es doch noch ein kleines Bonbon zu Versöhnung. Ein Mitarbeiter bekommt mit, das ich durch das Fenster einer Tür draussen auf dem Freigelände die Rekordlokomotive entdeckt habe. Er zeigt mir, dass die Tür offen ist, ich schlüpfe kurz raus, - an sich strenges Zutrittsverbot! - kommen zumindestens zu einer, wenn auch durch Dampfschwaden beeinflussten Aufnahme. Ok, es ist nicht wirklich die "Mallard", die den Rekord einfuhr, es ist die baugleiche "Sir Nigel Gresley" - benannt nach dem Konstrukteur der berühmten Baureihe. Ein kleiner Trost! Immerhin!



    "Sir Nigel Gresley", die Schwestermaschine der Rekordlok "Mallard"


    Noch ein Nachtrag zum Parken am Bahnhof: Bleibt man bis zu 5 Stunden, kommt man mit 5 Pfund weg, ab der ersten Minute über 5 Stunden hinaus wird der volle Tagesatz von 14 Pfund fällig! Wir waren 5 Minuten eher da!


    Das war also die Geschichte vom 2 Flop unserer Reise. Es sollte nicht der letzte sein!


    Gruss


    Rolf

  • Das war schade für Dich, Rolf :(


    Aber obwohl ich nicht gerade ein Eisenbahn-Freak bin, begeistern mich Deine Bilder :!!

    Das Handbook hat einen wasserfesten Einband.

    Wohin mit unserer nassen Regenbekleidung? Das ist gut gelöst, es gibt Schliessfächer.

    Jedenfalls ist man auf der Insel überall auf Regen eingestellt =)



    Die alten Waggons sehen wirklich toll aus: Man sieht einfach, mit wieviel Liebe sie hergestellt (und gepflegt) wurden ;;NiCKi;:

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