Church Rock, UT

  • Wer kennt ihn nicht, den markanten Felsen neben der US 191, dort wo die Strasse in den Needles-Bezirk von Canyonlands abzweigt.



    Was viele nicht wissen - der Ort war auch Schauplatz einer Tragödie, die jetzt 50 Jahre zurückliegt. Daher hat ein lokaler Autor die Geschichte wieder herausgeholt.


    Am Abend des 19. Januar 1961 erschütterte eine Explosion die Gegend zwischen Monticello und Moab, Feuer und Trümmer regnen vom Himmel. Eine B 52 der Air Force war auf einem Trainingsflug in der Luft auseinandergebrochen und explodiert. Östlich der 191 rund um den bekannten Church Rock schlugen die Trümmer ein. Nur wenige Menschen bekamen das Desaster direkt mit. Einige wenige Autofahrer wollten sehen ob etwas zu retten war und eilten zur Hilfe. Sie fanden zwei Soldaten, die aus der abstürzenden Maschine mit Fallschirmen entkommen und praktisch unverletzt gelandet waren. Diese erzählten von einem dritten Fallschirm, den sie in der Luft gesehen hatten.


    Schnell war die Polizei der Grand und San Juan County und über 100 freiwilligen Helfer vor Ort, um den möglichen Überlebenden zu suchen. Man fand ihn nicht, dafür aber die sterblichen Überreste der anderen 4 Besatzungsmitglieder.


    Militär erschien, erklärte die Absturzstelle zum Sperrgebiet, verjagte Officers und Freiwillige, Bewohner von umliegenden Ranches mussten die Gegend verlassen. Die Strasse wurde für mehr als einen Tag gesperrt. Ein Presseoffizier erklärte, man wisse nicht, ob die Maschine Waffen an Bord gehabt habe oder nicht. Eine recht unglaubwürdige Behauptung.


    Erst am übernächsten Tag liess man zivile Retter wieder vor Ort, sie fanden schnell die Leiche des dritten Soldaten. Er war nicht an den Verletzungen, die vom Absprung herrührten, gestorben, sondern in der eisigen Kälte erfroren, da er etwas abseits gelandet war. Offenbar war der Air Force das Schicksal des Vermissten völlig gleichgültig, man musste - wie man heute weiss - die an Bord befindlichen Kernwaffen heimlich beiseite schaffen.


    Eine US-Senatsstudie aus den 1990er Jahren listet den Absturz mit mehr als 20 ähnlichen Unfällen über den USA auf. Ob eine Wasserstoffbombe an Bord war ist nie geklärt worden. Es gibt die Behauptung, beim Absturz hätten alle Sicherungsmechanismen der Kernwaffen - bis auf eine letzte - versagt.


    A near miss!


    Quellen:
    - The San Juan Record, Monticello
    - Chuck Hansen: "Typical U.S. Nuclear Weapon Accidents: 1950-1981"
    - McCourt, der erneut auf die Begebenheit aufmerksam machte


    Gruss


    Rolf

  • Es gibt die Behauptung, beim Absturz hätten alle Sicherungsmechanismen der Kernwaffen - bis auf eine letzte - versagt.


    Es gibt auch die Behauptung, dass Ausserirdische in der Area 52 seziert werden, der CIA die Twin Towers gesprengt hat und das Obama in Kenia geboren wurde. Alles ähnlich glaubhaft wie eine Atombombenexplosion aus Versehen bei einem Absturz. ;)
    Aber auch ohne die Beinahe-Explosion ist das eine heftige Geschichte.

  • Ich persönlich finde es ist ein netter Zug von Rolf, mal solche Dinge aus der Lokalpresse hier weiterzugeben. Ich finde es interessant, zu solchen Markern auch mal solche Stories zu hören. Ich bin da jetzt schon 3 Mal in meinem Leben dran vorbei gefahren (ok verglichen mit manchen hier ist das nie, aber jeder fängt mal klein an) und kann mich so wirklich nicht daran erinnern. Warum auch immer. Es gibt andere Örtlichkeiten, die sich mir nach einem Mal eingeprägt haben. Aber jetzt werde ich im September nach diesem Rock Ausschau halten, weil ich eine interessante Story damit verbinde. Ich find es gut, und auch mal interessant, würde aber deswegen jetzt nicht anfangen, die Lokalpresse von Moab zu lesen, sonst müsste ich die von Sidney, Cairns, San Francisco, St. George, Page, Kanab, Escalante, Boulder, Torrey, Farmington, und was weiss ich noch wo ja auch lesen.
    Dann lieber von Rolf hier die Highlights selektiert präsentiert bekommen.


    Vielen Dank Rolf, dass Du hin und wieder solche Stories mit uns teilst. Das wertet in meinen Augen das Forum auf.


    ciao


    frank

  • Obwohl ich schon mehrmals an dem Felsen vorbeifuhr, hätte ich nie vermutet, dass es dazu eine Geschichte gibt. Danke für den Beitrag, Rolf :!! . Beim nächsten Mal, werde ich dem Felsen mehr Beachtung schenken.


    LG,


    Ilona

  • Ein superschönes Bild! :!!


    Vielleicht sollte man ja wirklich mal im Winter hinfahren - wenn da bloss die Tage nicht so kurz wären.



    Mit dem Church Rock und dem Absturz ist zumindestens auch noch eine weitere Geschichte verbunden, die in den Bereich Ghost Towns gehört. Die Leute, die erst mal vertrieben wurden, lebten auf der anderen Seite der heutigen US 191 hinter dem kleineren George Rock. Die letzten Bewohner verliessen die Siedlung in den späten 1970er Jahren. Ogden oder auch Home of Truth genannt bestand aus drei Gebäudegruppen, eine direkt an George Rock, einer zweiten rund 1 Meile weiter westlich neben der heutigen UT 211 und der dritten nochmals eine Meile weiter an der ersten Kurve der Strasse.


    Es stehen noch einige Gebäude, an die man auch herankommt. Allerdings scheinen welche der 3. Gruppe wieder genutzt zu werden. Am George Rock hat offenbar jemand vor vielleicht 10-15 Jahren versucht, die alten Rechte wieder aufleben zu lassen und bot Land zur Besiedlung an. Daraus ist nichts geworden. Die beiden ersten Gebüdegruppen werden von den meisten Touristen entweder übersehen oder sie wissen nicht, dass es sich um eine Ghost Town handelt.


    Gruss


    Rolf

  • Rolf, ich fand es sehr interessant dies zu erfahren und danke dir für diese Info.
    Da bekommt der Church Rock - "Knubbel" bzw. die Umgebung direkt noch eine besondere Bedeutung.

  • Hübsche Geschichte!


    Hier gibt es eine ausführlichere Version davon.


    Allerdings hat zumindest die von mir verlinkte mehr Löcher als meine ältesten Socken,


    "I noticed a bright blue light in the sky south of me. I was sure it was no normal reflection, star or anything man-made. When the light exploded into a ball of fire, I called the Moab Sheriff’s office and asked if they had seen a ball of fire in the sky."


    They had not; in fact, very few people had seen the flash in this remote section of high desert, but it had surely happened.


    Fast niemand hat es also gesehen.
    Aber ein paar Zeilen später dann doch:


    Sheriff King ordered all available law enforcement personnel to the crash site. According to King, "Many local people who had seen the flash of light or heard the explosion, were already at the scene of the wreckage" when he arrived.


    Weiter unten:
    For weeks afterward, the Air Force meticulously removed the wreckage.


    Und nachdem die Air Force wochenlang alle Wrackteile gründlich entfernt hat:


    Today, little wreckage remains at the main crash site, which I found just a few months ago. Three miles south, a part of the wing survives, almost intact.


    Jetzt hat die Air Force auf einmal einen halben Flügel übersehen?


    But if you look closely enough, small twisted pieces of aluminum and fiber-glass litter the sage brush. And bits of broken black glass, from what was once the cockpit instrument display panel still survive.


    Und jede Menge Kleinteile liegen auf einmal auch wieder da?


    Wie gesagt, schöne Geschichte. Aber wenn man sich schon bei den Fakten innerhalb von ein paar Absätzen widerspricht, wie glaubhaft sind dann die Spekulationen über eine Atombombe an Board?


    Ist aber auch egal. Diejenigen, die an Verschwörung oder Vertuschung glauben wollen, sehen jedes Dementi sowieso als Bestätigung. Und Beweise wird es wohl in keine RIchtung jemals geben. Was ja auch das schöne an solchen Geschichten ist.


  • Wie gesagt, schöne Geschichte. Aber wenn man sich schon bei den Fakten innerhalb von ein paar Absätzen widerspricht, wie glaubhaft sind dann die Spekulationen über eine Atombombe an Board?


    Immerhin hat die Untersuchungskommission des US-Senats dies als Fakt in den 1990er Jahren bestätigt und den Absturz als atomaren Unfall eingeordnet.


    Jim Stiles ist dagegen eine ganz andere Hausnummer:
    Hochachtung, :!! das hätte ich nicht gedacht, dass hier mal jemand den "Zephyr" des Umweltaktivisten und Selfmade-Journalisten Jim Stiles zitiert! Das hätte ich mich nicht getraut, man weiss ja nie, was einem dann da "ideologisch" so alles angehängt würde? :gg: Der ist selbst der SUWA etwas zu extrem. Etwas Information zum vor 3 Jahren untergegangenen Zephyr:


    - New West


    - InsideoutsideMag (auch out of business)


    Eine Art Online-Zephyr gibt es weiterhin.


    Auch das hat Stiles herausgegeben:


    Brave New West
    Morphing Moab at the Speed of Greed

    Jim Stiles
    ISBN 978-0-8165-2474-7
    $19.95


    Gruss


    Rolf

  • Die Church Rock auf der Kreuzung US-191 und SR-211, ungefähr 7 Meilen nördlich von Monticello.


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    Die offizielle Version (Wikipedia) lautet, der Name kommt auf die von Marie Ogdens und ihre Home of the Truth zurück. Mit einer kleinen Gruppe von Anhängern zog Ogdens Gruppe 1933 auf ein Stück unfruchtbares Land in Dry Valley nicht weit der Route 211, und gründete eine seltsame „utopische Gemeinschaft“. Diese Geschichte des Namensursprungs wird oft zitiert, auch in mehreren Büchern, aber wohl historisch nicht bewiesen. Die Wikipedia behauptet, dass „Nicht weit von ihrer Farm entfernt, begann die Gruppe mit dem großen Plan, um das gesamte Zentrum des Felsens (von Hand) auszuhöhlen, um eine Kirche zu bauen.“. Der Rock hat tatsächlich da eine kleine Höhle. Aber der Church Rock steht auf dem Privaten Land, und die Nachfahren vom damaligen Landbesitzer Claud Young behaupten, er hat die in 1940er Jahren mit Dynamit gesprengt, so dass er da Futter und Salzlecken für sein Vieh speichern konnte.


    Und nachdem ich alles recherchierte und fast zusammenschrieb, ich verlasse mich niemals auf Wikipedia, fand ich zum Schluss die Geschichte ausführlich vom hatchcanyon erzählt. Auch dass ganz in der Nähe hier war 1961 ein B-52 abgestürzt, den Gerüchten nach mit Nuklearen Waffen am Bord.

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