BC Sunshine Coast – Logbuch eines Segeltörns 2006

    • Offizieller Beitrag

    Unser Trommler hat sich wohl gestern übernommen oder er war so leise, das wir ihn nicht hörten. Es blieb also trocken in der Nacht und auch am nächsten Morgen. Es war zwar nicht wolkenlos, aber auch kein Grau in Grau und warm und trocken genug wieder draußen zu frühstücken. Das sollte auch den Rest der Zeit so bleiben. Wir müssen nicht sklavisch auf die heutige Slack Tide achten, denn wir werden ja mit dem Gezeitenstrom fahren. Gegen 9:15 legten wir vom Steg ab und fuhren gemütlich mit langsamer Fahrt Richtung Malibu Narrows. Je näher wir den Rapids kamen umso höher stieg der Adrenalin Pegel. Die Geschwindigkeit nahm zu ohne das ich mehr Gas gab, wie mir das GPS anzeigte, die Logge zeigt ja immer nur die Fahrt durchs Wasser, das GPS aber die Fahrt über Grund. Ein bisschen Navigation gefällig? Die Logge ist der Geschwindigkeitsmesser eines Bootes. Er misst die Strömungsgeschwindigkeit des Bootes, also die Geschwindigkeit mit der das Boot durch das Wasser fährt – die so genannte Fahrt durchs Wasser. Wird sind ja nicht auf festen Boden, wie im Auto, sondern auf Wasser. Steht dieses Wasser still, ist also keine Strömung in ihm, so ist das auch die tatsächliche Geschwindigkeit mit der man von A nach B fährt. Ist aber Strömung im Wasser so beeinflusst diese die tatsächliche Bewegung von A nach B. Fährt man gegen die Strömung von z.B. 4 Knoten (=1,8km/h) und zeigt die Logge 4 Knoten an, bewegt man sich keinen Meter vorwärts, beträgt die Strömung gar 6 Knoten fährt man defakto rückwärts. Fährt man hingegen mit der Strömung addiert sich die Strömungsgeschwindigkeit zur Fahrt durchs Wasser hinzu, in unserem Beispiel also 4+4 bzw. 4+6, macht 8 bzw. 10 Knoten mit der man von A nach B tatsächlich fährt. Das heißt dann Fahrt über Grund. Auf dem offenen Wasser merkt man das nicht, in Ufernähe hingegen schon. Und in Ufernähe waren wir ja und das Ufer kam ja von beiden Seiten auf uns zu – die Rapids. Wir erinnern uns, die Malibu Rapids haben 8 Knoten in der Spitze, die kommen zu unserer Fahrgeschwindigkeit hinzu. Noch eine Anmerkung: Steuern kann man ein Boot nur wenn es fährt, nur dann wirkt das Ruder! Also keine Fahrt durchs Wasser, kein Steuern möglich. Trotz der hohen Strömung muss man also auch kräftig Gas geben, denn die Durchfahrt ist ja nicht gradlinig, sondern hat zwei Kurven, jetzt erst nach rechts und dann gleich wieder links. So sausten wir also mit 14 Knoten (25km/h) durch die hohle Gasse, Geschwindigkeitsrausch.



    Hier noch mal eine Aufnahme der Rapids bei hohem Wasserstand, 1 Meter fehlt aber am Höchststand, wie man an den Felsen am Ufer erkennen kann.



    Zum Vergleich noch mal bei Ebbe dieses Bild.



    Je weiter wir Richtung Egmont zurück fuhren, desto besser wurde das Wetter.



    Auf halber Strecke, am Ende des Princess Royal Reach überholten wir dann unsere beiden Kanadier.
    Richtig gelesen als Ziel hatten wir uns wieder unsere Marina in Egmont ausgeguckt. Sollte kein Platz dort sein, würden wir nur Tanken und dann einen Abstecher zu den Harmony Islands machen, um es dort zu versuchen. Wäre aber ein Umweg und unser erstes Ankern mit Heckleine zum Ufer. Wir hatten aber Glück, es gab Platz genug. Zuerst ging es aber zur Tankstelle, Wasser können wir am Liegeplatz einfüllen.




    Gegen 16:00 lagen wir wieder an Ort und Stelle, diesmal habe ich festgemacht.



    Wir gehen hoch zur Sportsbar und nehmen auf der Terrasse unser Lunchdinner ein. Gegen 18:00 Uhr ziehen wieder dunkle Wolken auf, aber noch liegen wir in der Sonne. Aber das Unheil kommt von einer ganz anderen Seite, nicht von oben, sondern von hinten.



    Ich steh auf dem Steg als ein kleines Motorboot mit Freizeitanglern darauf zusteuert. Die drei waren nicht mehr ganz allein und warfen mir ihre Leine zu, sagten Thank you und wollten sich Richtung Sportsbar schwankend entfernen. Ob ich die Leine jetzt loslassen könnte wollte ich wissen. Daraufhin kehrte einer um, murmelte sorry um machte seinen flüchtig fest. Bevor er ging fragte er: Ob wir mit dem Kahn hier wären und wo wir herkommen? Ja und wir sind aus Deutschland. Oh langer Weg. Sprachs und wagte Richtung Bar. Wenn ich jetzt eine Zigarette anzünde explodiert die ganze Marina, bei der Fahne die die drei hatten. Ich ging wieder an Bord und filmte wie ein Fischerboot um das Ende des Stegs kurvte um Anzulegen. Einer sprang mit der Festmacherleine von Bord die am Bug festgemacht war.



    Ja was macht der Depp denn da, merkt er nicht dass deren Kahn sich nun dreht? Nein merkt er nicht! Ich schmeiß die Kamera weg und renn nach vorne. Da taucht der Steuermann des Boots auf, ein Tier und stemmt seine Baumstämme (Oberarme) in unseren Bugkorb und verhindert tatsächlich auf diese Weise den Zusammenprall! Puh.
    Nun denn alle guten Dinge sind drei. Der nächste Kahn kam rein, viel zu schnell, verschätzte sich auch in der Strömung. Resolut bollerte seine Frau ein paar Mal mit dem Bootshaken, Gottlob dem gepolsterten Ende, gegen unseren Rumpf. Ich ins Dinghi, aber keine Dellen und Kratzer feststellbar. Gegen 21:30 herrscht dann wieder Ruhe, das Spiel ist aus und alle fahren wieder.

  • Danke für die Navgationsnachhilfe! :!!


    Ja, das waren ja aufregende Stunden an Eurem Anleger. Viellecht wär's halt doch besser, man würde das mit dem Führerschein für Schiffsführer dort nicht so nachlässig handhaben.


    Und Alhohol am Steuer geht ja nun gar nicht. Das weiss man ja aber schon seit Exxon Valdes. Gibt's da keine Kontrollen?

    • Offizieller Beitrag

    Ach ganz vergessen zu erwähnen, auf Deck des Fischerboots lagen ein oder zwei Paletten leerer Bud-Dosen, die waren also auch nicht mehr ganz alleine.
    Nein eine allgemeine Verkehrskontrolle habe ich noch nie gesehen. Wie das bei größeren Häfen ist, wo man auch ein- und ausklarieren kann, weiß ich nicht. (die Aus- und Einreisekontrolle für Boote) Der Anleger dafür ist in Vancouver westlich (links) vom Wasserflugzeughafen. Denke mal, ma´n sollte nicht hacke dort auftauchen.

  • Also ich stell mir das schon als ein blödes Gefühl vor, wenn man gemütlich da sitzt und dann quasi zusehen muss, wie andere so unachtsam an das eigene Boot andonnern :EEK:
    Gut, dass kein Schaden entstanden ist.
    Wie würde sowas eigentlich versicherungstechnisch aussehen?
    "Vollkasko"?

    • Offizieller Beitrag

    Stell es Dir als Wohnmobil auf dem Wasser vor.
    Wenn Du damit in der Marina bist, also an einem Steg festmacht, dann hast Du Strom (110V logisch) und Wasser übern Gartenschlauch. Es gibt keine festen Anschlüsse wie bei einem Wohnmobil. Also Deckel aufschrauben, Schlauch und volllaufen lassen. Unterwegs hast Du dann nur Batteriestrom 12V. Die Batterien sind getrennt zwischen Kajütte und Motor. Läuft der Motor werden diese geladen, 1 Stunde morgens, 1 Stunde abends Motor laufen lassen reicht - für den Kühlschrank. Diese Kühlschränke sind anders als Haushaltskühlschränke. Du darfst in USA/Kanada überall an Land gehen. Privateigentum beginnt erst ab der der Hochwassermarke! Ansonsten gilt das gleiche wie hier, fremde Stege nicht benutzen nur öffentliche. Restaurants/Pubs haben Anleger fürs Dinghi, quasi die Parkplätze. Ist es Wildnis kannst Du überall an Land gehen. Aber nicht vergessen, Dunghi soweit den Strand hochtragen oder festmachen, das die Flut es nicht mitnimmt.
    Und das Abwasser fließt in einen Fäkalientank, auch wie im WoMo. Das kann man außerhalb von Häfen abpumpen oder bei den Marinas abpumpen lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Ja. Wobei man eine Ankerbucht als Hafen ansieht. man = Segler/Boater.


    IMHO in EU Gewässer nicht mehr, hier nur noch abpumpen. Da bin ich aber nicht firm drin. Weil ich in der EU eh keine Yacht chartere. Wenn dann noch Türkei. Griechenland geht nicht, weil zwei einen Führerschein brauchen, Frau hat aber keinen. Die anderen Länder interessieren mich nicht und/oder sind zu teuer/voll.


    Bei Hausbooten wird es ähnlich sein. Das ist aber auch schon wieder 8 Jahre her, das ich in Berlin eins hatte. Auf jeden Fall müßen dort die Tanks groooß sein, den wir haben ssie mit vier Personen nicht voll bekommen.
    Ist übrigens toll, mit dem Hausboot um und durch Berlin. Es gibt 15 kostenlose Liegeplätze in Berlin.

  • So jetzt bin ich auch endlich hinterher geschwommen.


    Das waren ein paar aufregende Tage und was die anderen nicht alles mit eurem Boot angestellt haben.
    Gott sei Dank ist nichts passiert.
    Hoffe, die passen beim ablegen dann besser auf, oder ihr seid am besten vor denen schon weg.
    Dachte, das Alkohol beim Bootfahren auch verboten ist. Oder andere Länder, andere Sitten. ;)


    Das mit den Hausbooten und Berlin hört sich toll an. Irgendwann wollen wir das auch mal machen. Aber irgendwie hat man doch zu wenig Urlaub. ;)


    LG
    Carmen

    • Offizieller Beitrag

    Jau mit dem Hausboot einmal um Berlin inkl. Potsdam ist schon eine feine, neudeutsch geile, Sache. Leider ein teurer Spaß. Veranstalter ist http://www.kuhnle-tours.de , die Basis ist in Zeuthen, das ist südlich in Berlin. Das tolle, es gibt einen Anleger direkt an der Museumsinsel hinter dem historischen Hafen. Wenn man dann von unten die Treppen hochsteigt steht man vorm Außenministerium. In Köpenik und Spandau ist auch einer. Auch unter der Glieniker Brücke, das ist die Brücke, wo im kalten Krieg die Spione ausgestauscht wurden. Blöd das der Anleger direkt unter der Brücke kein 24 Stunden Anleger ist, man darf nur bis 22:00 dort bleiben. In Potsdam muß man also in eine private Marina. Und man siehr wirklich alles sehenswerte in Berlin vom Wasser aus. Wir hatten die Fahrräder oben auf Deck stehen. Ich fand die Straßen, von Ausnahmen abgesehen, für eine Großstadt relativ leer, so das das fahren sehr angenehm ist. Und wir hatten schweinisches Glück mit dem Wetter. Wir haben im Regen abgelegt und im Regen am Ende wieder angelegt, dazwischen Sonne pur. Davor und danach hats 2002 nur gegallert.
    Schön ist auch der Canal du Midi in Südfrankreich.

    • Offizieller Beitrag

    Und hier nochmal die Beinahcollison als Video.


    Edit:
    Der Link wurde geändert auf http://www.vimeo.com Ich mußte mal meinen Server aufräumen.

    • Offizieller Beitrag

    Am nächsten Morgen zeigt der Himmel sein übliches Bild, Coast Mountains in Wolken, Richtung Malaspina Strait zeigten sich aber Wolkenlücken mit was Blaues. Um 9:30 legten wir ab und folgten weiter dem Jervis Inlet. Der Himmel reist mehr und mehr auf und gegen 12:00 Uhr setzte sich die Sonne endgültig durch.





    Zweimal passierte uns die Autofähre Elks Cove – Saltery Bay.



    Als Ankerplatz für die Nacht hatten wir uns noch nichts Endgültiges ausgeguckt, aber irgendwo in der Blind Bay sollte es sein. Die Blind Bay wird gebildet durch Hardy Island im Norden und Nelson Island im Osten und Süden, westlich zur Malaspina Strait ist sie offen, von ein paar Inselchen einmal abgesehen. Wie der Name schon aussagt ist die Blind Bay keine Richtige Bay, es gibt auch im Osten einen schmalen Zugang zwischen Hardy Island und Nelson Island, die Telescope Passage.



    Da sollte man aber wegen der Felsen im Wasser nur bei Hochwasser durchfahren, das hatten wir aber nicht. An der Nordseite liegen zwischen zwei Fischfarmen die Perls Islets, Felsen im Wasser die der Verfasser unseres Revierführers so genannt hat. Für den, der sich da zwischen den Felsen durchwuselt, gibt es zur Belohnung einen Ankerplatz für ein Boot. Für uns wäre die Tagesetappe zu kurz.
    Für den, der es auf dramatische Sonnenuntergänge abgesehen hat, bietet sich die Dogfish Nook in der Mitte der Westküste von Hardy Island an, Heckleine zum Ufer aber nicht bei NW Wind zu empfehlen. Den hatten wir aber heute. Richtig gelesen, heut gibt es zur Abwechslung mal Wind. Als wir das Westende von Hardy Island erreichen können wir tatsächlich zur Abwechslung mal Segel setzen.





    Irgendwas mit um die 12-14 Knoten, also genug um unter Segel voran zu kommen. Vor der Blin Bay angekommen schauen wir uns erstmal den Musket Island Marine Park auf Hardy Island an. Das sind aber alles nur Plätze mit Heckleine und zudem kommt da abends keine Sonne hin, auch springt kein Funke über das wir da hin müssten. Da die Telescope Passage abends auch im Schatten liegt, wenden wir uns der Ballet Bay im Süden der Blind Bay zu. Es ist wohl der einzige Ort dort in der Gegend, der seinen Namen nicht nach einem früheren Seefahrer erhalten hat. Sie verdankt ihren Namen der Ballerina Audree Thomas, Tochter von Harry und Midge Thomas dehnen Land rund um die Bay gehört. Die Bay liegt zwischen einer Reihe Inselchen und Felsen in Norden und Nelson Island im Süden, die schmale Zufahrt befindet sich im Westen.



    nördliche Einfahrt


    Es gibt noch eine nördliche Einfahrt, wo man aber nur bei Niedrigwasser wegen der Felsen durchfahren sollte und sehr langsam, die beiden Marker immer schön in einer Linie, es gibt nur wenig Raum für Fehler.
    Wer den Sonnenuntergang in voller Schönheit von Bord erleben möchte, fährt nicht in die Ballet Bay, sondern wirft in Sunset Cove seien Anker, man kommt aber durch eine Lücke zwischen den Felsen auch später mit Dinghi dort hin.


    westliche Einfahrt von der Ballet Bay aus


    Im visuellen Schnittpunkt zwischen dem Gap und der westlichen Einfahrt werfen wir unsern Anker in der Ballet Bay, nachdem wir ihn endlich gefunden haben.


    da gehts durch







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