Buenos Aires und südliches Patagonien 2009 - Ein Reisebericht vom Ende der Welt

  • Sonntag, 1.2.09
    El Calafate – Puerto Natales
    Wetter: teilweise bewölkt, wenig Wind, ca. 17 °C


    Um 9 Uhr machten wir uns auf den Weg. Heute geht es in den chilenischen Teil Patagoniens, der auf dem Landweg nur von Argentinien aus zu erreichen ist. Die Fahrt geht über die Ruta 40, zunächst hoch auf eine Hochebene.



    Zwischen El Cerrito und Tapi Aike sind es 70 km gute Schotterpiste.



    (so wären wir natürlich auch gerne unterwegs gewesen...)


    Entlang dieser Piste sahen wir viele Tiere: Nandus, Schafe, Pferde, Rinder, Flamingos und andere Vögel. Und die Reifen haben gehalten!






    Bei Tapi Aike kann man bei gutem Wetter schon den Torres del Paine sehen! Ein paar Wolken, aber wir konnten die markanten Gipfel erkennen.



    Bei Río Turbio kommt man an einer Kohlemine vorbei, direkt nebenan ein Teich mit Flamingos.



    Mit diesen Vögeln hätte ich in dieser eher kalten Region weniger gerechnet… Kurz hinter dem Ort kommt zunächst der argentinische Grenzposten, dann ein Stück Niemandsland und dann der chilenische Grenzposten Dorotea.



    Insgesamt brauchten wir für den Grenzübergang eine Stunde, da wir noch einmal zurückfahren mussten, denn im argentinischen Grenzbüro hatte man uns nach dem Abstempeln des Passes nicht darauf hingewiesen, dass wir nun noch einen Stempel vom Zoll für die Ausfuhr des Mietwagens brauchten. Anschließend dann den Stempel für die Einfuhr von der chilenischen Seite, und nachdem auch noch unser Gepäck gescannt war, durften wir endlich weiterfahren. Nach Chile darf man keine Lebensmittel (Äpfel, Fleisch, etc.) mitnehmen. Von Chile nach Argentinien ist es kein Problem.


    Nun war es nicht mehr weit bis Puerto Natales, wo wir um 14.30 Uhr ankamen. Die kleine Hafenstadt liegt direkt am Seno Ultima Esperanza, dem Fjord der letzten Hoffnung, und ist das Tor zum Torres del Paine Nationalpark, einem Trekkingparadies. Dementsprechend gibt es hier jede Menge Backpacker-Unterkünfte. Einmal wöchentlich (donnerstags) wird es voll, wenn die Navimag-Fähre aus Puerto Montt, Chile, hier anliegt. Der Ort selbst bietet keine Sehenswürdigkeiten, aber man kann hier ganz nett durch die Straßen schlendern, denn im Gegensatz zu El Calafate und El Chaltén, die nur durch den Tourismus entstanden sind, ist er historisch gewachsen. 1892 dampfte der Kapitän Hermann Eberhard durch die Kanäle und erstellte Karten, um die Gegend für die Schafzucht zu erschließen.




    Wir checkten zunächst im Erratic Rock 2 B&B ein, einem Hostel für Paare: 30.000 Pesos (35 Euro) für ein Doppelzimmer mit Queen Bed. 5 Minuten Fußweg sind es von dort bis ins Zentrum, in zwei Blocks Entfernung liegt das Erratic Rock 1 Backpacker Hostel. Dies ist bekannt für seinen täglichen 3pm Torres del Paine Talk. Dieser dauert 1,5 Stunden und wird von einem Amerikaner gehalten, der das Hostel leitet. Wir hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft, durften uns erstmal in der Küche einen Kaffee nehmen und sicherten uns dann einen Platz im Aufenthaltsraum, der schnell brechend voll wurde. Der Vortrag war witzig und sehr informativ, vor allem für Trekker. Je nachdem, wie viele Tage man zur Verfügung hat bzw. unterwegs sein will, kann man das W, den Circuit oder das Q laufen. Wir wollten zwar nur Tageswanderungen machen, trotzdem konnten wir einige nützliche Informationen mitnehmen.


    Danach liefen wir durch das Zentrum. Auch hier kann man wie in El Calafate sonntags kostenlos parken. Am Geldautomaten der Santander Bank holten wir uns chilenische Pesos (300.000 pro Abhebung/365 Euro). Direkt gegenüber befindet sich eine kleine Eisdiele. Von dem Softeis waren wir nicht soo begeistert, aber die verschiedenen Eissorten (z.B. Calafate, das ist eine Blaubeere) waren sehr lecker. Vom Bankautomaten hatten wir natürlich wieder nur größere Scheine bekommen, und auf 10.000 Pesos (12 Euro) konnte man uns natürlich wieder nicht rausgeben!


    Anschließend fuhren wir mit dem Auto noch einmal die Promenade entlang und weiter die Uferstraße (Schotter) Richtung Süden. Hier findet man sehr schöne Fotomotive: alte Fischerboote, viele Schwarzhalsschwäne und andere Vögel, mit den Bergen im Hintergrund…







    Zum Abendessen gingen wir ins El Rincon del Tata (Arturo Prat 236) neben der Kirche. Das war gemütlich und lecker: 2x King Clip Fischfilet mit Kartoffelpüree und einer Halbliterflasche Rotwein für 19.000 Pesos (23 Euro) plus Trinkgeld.
    Gefahrene Kilometer: 308

  • Das war ja ein aufregender Tag und irgendwie kommt mir der Grenzübergang so vor wie von Canada in die USA, wo man ja auch kein Obst und Fleisch einführen darf ;) Allerdings wird man da wegen dem Auto bestimmt nicht zurückgeschickt. ;)


    Bin schon auf die weiteren Tage gespannt.
    Die Bilder sind echt vielversprechend.


    Viele Grüsse
    Carmen

  • Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Und wieder tolle Bilder :clab: :clab:


    Zitat

    Original von bikejoe
    Sehr schöne Bilder! Klasse!


    Dankeschön! =)
    Wir freuen uns immer über alle Kommentare!


    Zitat

    Original von lor-mon
    Ich bin gespannt, ob Du am nächsten Tag den Sonnenaufgang an diesem wunderbaren Steg erlebt hast! :wink4:


    Leider nein. Sonnenaufgang um 5.30 Uhr, das war uns eindeutig zu früh. :EEK: Hier soll es ja auch wunderbare Sonnenuntergänge geben, aber um 21.30 Uhr konnten wir uns auch nicht mehr aufraffen...


    Zitat

    Original von Globi
    Bleibt ihr jetzt länger an diesem Ort?


    Nein, denn von Puerto Natales aus sind es immer noch 2 Stunden Fahrt bis zum Parkeingang. Als nächstes geht es erst mal nach Punta Arenas, danach kommt dann der Nationalpark...


    Zitat

    Original von bikejoe
    Die Schotterpiste mit den Gol war aber schon grenzwertig, da wär mir Angst und Bange! :EEK:


    Vom Fahren her war es eigentlich kein Problem, außer vielleicht etwas anstrengender als im SUV. Nur um die Reifen hatte ich immer Angst! :rolleyes:
    Ein SUV wäre natürlich angenehmer gewesen. Außerdem hieß es, ungeteerte Straßen wären nur mit 4WD versichert. Aber was soll man machen, wenn selbst die Hauptverbindungen zum Teil ungeteert sind?! :pipa:
    Von einem Reisebüro bekamen wir ein Angebot für 2 Wochen 4WD Toyota Hilux o.ä. mit 2.800 Freikilometern für 2.230 Euro plus 120 USD für den Grenzübertritt. :EEK:


    Nachher geht's hoffentlich weiter...
    Gruß
    Katja

  • Montag, 2.2.09
    Puerto Natales – Punta Arenas
    Wetter: sonnig, zunächst windstill, dann ziemlich windig, ca. 18 °C


    Die Zimmer im Erratic Rock 2 stellten sich als sehr hellhörig heraus, aber das Frühstück war das beste, das wir in Patagonien bekommen haben: Käseomlett, selbstgebackenes Brot, Käse, Marmelade, Cornflakes, Kaffee, Tee, Saft. Die Eigentümerin war auch sehr nett und spricht sehr gutes Englisch. Es gab auch einen Internet-PC zur allgemeinen Verfügung. Um 9 Uhr kamen wir los.



    (an der Promenade von Puerto Natales)


    Wir tankten zunächst für 500 Pesos (0,60 Euro) pro Liter (man wird vom Tankwart bedient und rundet die Summe möglichst auf), dann fuhren wir erst mal noch nicht in den Torres del Paine NP, sondern weiter nach Süden, nach Punta Arenas: 250 km auf recht einsamer aber geteerter Landstraße. Unterwegs kamen wir an einer Polizeikontrolle vorbei, wurden jedoch zum Glück nicht angehalten, und zwei Mal entdeckten wir einen patagonischen Fuchs entlang der Straße.



    (fasziniert haben uns die lustigen Bushaltestellen)



    (man kommt sich vor, wie ins letzte Jahrhundert zurückversetzt)


    Der Verkehr in Punta Arenas war recht heftig. Wir fanden aber problemlos zu unserer für zwei Nächte vorgebuchten Unterkunft: Hostal Maipu Street. Das ist ein Vorteil der in Quadraten angelegten Straßen: die Orientierung ist recht einfach, allerdings hat man häufig ein Einbahnstraßensystem. Um 12 Uhr waren wir dort, aber hier machte uns erst mal niemand auf. Das hatten wir bisher noch nicht erlebt, dabei wurde gerade hier mit 24-Hour Reception geworben… Na ja, dann laufen wir halt erst mal in die Stadt.



    Der zentrale Platz ist die Plaza de Armas mit dem Magellan-Denkmal



    der Kathedrale und dem Stadtpalais von Sara Braun, die zu den reichen Viehzüchterfamilien der Region gehörte. In einem Supermarkt kauften wir uns ein paar Empanadas und liefen dann hoch zum Mirador Cerro de la Cruz mit Blick über die Stadt.



    Hier oben gibt es sogar zwei Cafés, wo wir uns noch einen Café con leche genehmigten. Dann liefen wir zum berühmten Friedhof der Stadt. Hier findet man zahlreiche Mausoleen der reichen Schafzüchterfamilien neben schlichten Gräbern der vielen Einwanderer, auch Deutsche sind darunter.






    Um 15 Uhr waren wir wieder zurück an unserer Unterkunft und trafen gerade noch die Eigentümerin an, die aus dem Haus kam. Also konnten wir endlich einchecken. Dazu wurden unsere Reisepässe kopiert und wir sollten möglichst auch schon vorab bezahlen (umgerechnet 70 USD pro Nacht). Multi-Lingual Staff war aber auch weit gefehlt. Die Eigentümerin war zwar nett, sprach aber nur rudimentär Englisch, so dass ich mal wieder meine Spanischkenntnisse rauskramen musste. Sie hat nicht alles verstanden, ich habe nicht alles verstanden, aber irgendwie ging es dann doch. Wir bekamen ein Zimmer mit drei Einzelbetten (gebucht waren Twin Beds), es hatte sogar einen Safe. Das Auto sollten wir im Hof parken. Die Unterkunft war sehr ruhig gelegen, etwas abseits des Zentrums, 15 Minuten Fußweg waren es bis zum Main Square. In der Sonne war es warm, aber es wehte ein kühler Wind.



    (einer der vielen Straßenhunde Patagoniens)


    Da unsere Stadtbesichtigung nun soweit abgeschlossen war, setzten wir uns ins Auto und fuhren weiter Richtung Süden. Die Straße nach Puerto del Hambre war erst gar nicht so einfach zu finden. Das waren dann noch einmal 60 km Fahrt, die Hälfte davon auf einer sehr guten Schotterpiste. Es ging immer an der Magellanstraße entlang. Kurz vor Puerto del Hambre geht es nach links in eine kleine Bucht mit vielen Fischerbooten.




    Am Hungerhafen steht ein Denkmal, dass sich hier einmal spanischer Boden befand. 1583 kamen die Spanier hier mit 8 (von ursprünglich 19) Schiffen an und gründeten eine Kolonie, genannt Ciudad Rey don Felipe. Doch die Kolonialisten verhungerten bald kläglich.
    Noch 6 km weiter liegt das Fuerte Bulnes, eine rekonstruierte Festung von 1843, die die Chilenen erbaut hatten, um die Meerenge zu überwachen. Der Eintritt ist kostenlos.




    (Blick auf Feuerland)


    Viel weiter kann man auf dem südamerikanischen Kontinent mit dem Auto nicht fahren. Der südlichste Punkt liegt 25 km weiter, das Cabo Froward, das man nur auf einer mehrtägigen Wanderung erreichen kann. Dann kommt nur noch Feuerland.



    Auf dem Rückweg entdeckten wir kurz vor Punta Arenas mehrere Schiffswracks, zum Teil unzugänglich auf Militärgelände.



    Nach drei Stunden waren wir wieder an unserer Unterkunft.
    Zum Abendessen gingen wir ins La Luna (O’Higgins 1017): 2x Lomo (Sirloin Steak) mit Beilagen (Pommes bzw. pikantes Kartoffelpüree) und einem Tomatensalat, einer Cola, einem Bier und zwei Piscos Cortes (Pisco ist ein einheimischer Schnaps) für 17.600 Pesos (21 Euro) und Trinkgeld. Das war gut, reichlich und preiswert.
    Gefahrene Kilometer: 380

  • Katja und Volker,
    ich bin begeistert!
    Ein absolut faszinierender Tag mit vielen Eindrücken.


    Da jagd ein Foto das nächste: Erst die Aufnahme an der Prommenade, dann das alte Auto, der Friedhof, die Fischerboote, das Fort und die Gespenter-Schiff-Wracks (man spürt förmlich, wie "The Fog" angewabbert kommen will :gg: ) :!!


    Herrlich :clab:

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