Buenos Aires und südliches Patagonien 2009 - Ein Reisebericht vom Ende der Welt

  • Dienstag, 27.1.09 Los Glaciares/Fitz Roy (Wanderung zur Laguna Torre)
    Wetter: teils Wolken, teils Sonne, ein paar Regentropfen, größtenteils windstill, Sturmböen, ca. 18 °C


    Zum Frühstück gab’s Kaffee mit heißer Milch, ansonsten war es wieder etwas mager: Cornflakes mit flüssigem Joghurt statt Milch, Brot mit Marmelade.
    Auf die Wettervorhersage, wenn es denn eine gibt, ist kein Verlass, jedenfalls hatten uns die Ranger einen Tag mit guter Sicht vorausgesagt, aber als wir morgens aufstanden, sahen wir viele Wolken. D.h. der empfohlene Aufstieg auf den Loma del Pliegue Tumbado (950 Höhenmeter) mit Ausblick über den Fitz Roy, den Cerro Torre und das patagonische Inlandeis würde sich nicht lohnen, wäre aber wahrscheinlich auch ein bisschen viel gewesen für den ersten Tag. Auch Laguna de los Tres fiel flach. Also machten wir uns auf zur Laguna Torre. Die Wanderwege sind sehr gut ausgeschildert (Eintritt muss man hier übrigens nicht zahlen), doch wir mussten noch ein bisschen suchen, bis wir den richtigen Ausgangspunkt in der Ortsmitte fanden. Vorher deckten wir uns in einer Bäckerei noch mit Empanadas (Pollo, Atún, Carne) zum Mitnehmen ein. Einige Müsli- und Powerriegel hatten wir schon aus Deutschland mitgebracht.



    45 Minuten liefen wir bis zum Abzweig El Chalten norte, nach einer Stunde hatten wir den Aussichtspunkt (Mirador Cerro Torre) erreicht. Die Sicht war, na ja...



    Nach diesen 250 Höhenmetern geht es ein kurzes Stück bergab, dann läuft man weitgehend eben, bis man nach insgesamt knapp zwei Stunden den Abzweig zum Lago Madre e Hija erreicht, und eine weitere Stunde bis zur Laguna Torre.




    Der letzte kurze Anstieg der 11-Kilometer-Strecke erfolgt über ein Geröllfeld. Am anderen Ende der Lagune sieht man den Glaciar Grande. Nur der Cerro Torre (3102m) hing leider komplett in den Wolken, wofür er bekannt ist.



    Wir machten eine kurze Lunchpause und beschlossen dann, noch bis zum Mirador Maestri weiterzulaufen. Dafür läuft man auf dem Geröllrand des Gletschersees entlang (noch mal 50 Höhenmeter) und nähert sich immer mehr dem Glaciar Grande. Die Aussicht war sehr schön. Nun fehlte nur noch der Cerro Torre…




    Während es noch windstill war, als wir losliefen, kamen auf halber Höhe starke Windböen auf. Zusammen mit ein paar anderen Wanderern kämpften wir uns noch weiter, bis wir nach einer Stunde kurz vor dem Ende umdrehten. Der Wind hatte mittlerweile Orkanstärke und hat uns fast von den Füßen gerissen! Wir warteten immer wieder einen kurzen Moment ab, wo er etwas nachließ, um das nächste Wegstück auf dem Abhang zurückzulegen. Am Ende wurde es so schlimm, dass man nicht mehr gefahrlos weitergehen konnte. Wir drückten uns in den Windschutz von großen Steinen, so gut es ging. Durch auffliegende Sandkörner wurde man regelrecht gesandstrahlt! Der Wind war zum Glück nicht kalt, aber trotzdem waren wir froh um unsere Trekkingjacken und Mützen.
    Von einem Moment auf den anderen hörte der Wind wieder auf. Wir liefen schnell das letzte Stück nach unten, und machten uns direkt auf den Rückweg. Mittlerweile schien die Sonne, und man konnte im T-Shirt laufen. Hinter uns war alles schwarz.



    Zum Ende hin waren unsere Füße ziemlich platt. Insgesamt liefen wir 28 km.
    Nach einer Dusche ging es zum Abendessen ins La Tapera, ein ganz kleines Restaurant, wo man für 45 Pesos pro Person ein Hauptgericht mit Vorsuppe bekommt. Vier Gerichte gab es zur Auswahl: einen argentinischen Lammeintopf, ein vegetarisches Essen und Tapas, sowie ein Gericht bestehend aus Hähnchenstücken mit Kartoffelbällchen in einer sehr leckeren Sauce, für das wir uns entschieden. Dazu eine Gemüsesuppe. Außerdem gab es kleine Brötchen mit Aufstrich, was es in fast jedem Restaurant als Beilage gab. Es hat uns sehr gut geschmeckt. Dazu nahmen wir ein Bier und eine Cola, insgesamt 120 Pesos (27 Euro) inklusive 10% Trinkgeld.
    Gefahrene Kilometer: 4

  • Schade, dass das Wetter nicht optimal war - Eure Bilder gefallen mir trotzdem :!!
    Und die Beschreibung vom Abbruch der Tour und dem Rückweg durch den starken Wind :rolleyes: - das klingt aber nicht gerade ungefährlich! Gut, dass Ihr wieder heil angekommen seid!

  • Die Bilder gefallen mir trotz des widrigen Wetters supergut.
    Der Wind der da geblasen hat hört sich aber echt heftig an und auch wenn es einerseits bestimmt ärgerlich war so kurz vor dem Ziel umzukehren war es sicherlich die richtige Entscheidung!
    28 km - da habt ihr echt was gemeistert! Soviel haben wir ja noch nicht mal in den USA zurückgelegt! Habt ihr euch zu Hause irgendwie auf euer Gewaltprogramm vorbereitet?


    Gruß
    Eva

  • Der heftige Wind war wirklich ein Erlebnis. Da waren wir froh, als wir heil wieder unten waren!
    Ich denke aber, dass man vom offiziellen Ende des Wegs auch nicht mehr gesehen hätte, also war es in sofern kein Problem, dass wir es nicht mehr bis ganz zum Ende geschafft haben. Das kann nur noch ein kurzes Stück gewesen sein...


    Zitat

    Original von jolly
    28 km - da habt ihr echt was gemeistert! Soviel haben wir ja noch nicht mal in den USA zurückgelegt! Habt ihr euch zu Hause irgendwie auf euer Gewaltprogramm vorbereitet?


    Eher nicht. :rolleyes: (Außer unserem üblichen wöchentlichen, nicht allzu intensiven Sportprogramm.)
    Die Strecke war zwar lang, hatte aber nicht so viele Höhenmeter. Damit habe ich immer die meisten Probleme. Und dass am Ende einfach die Füße total platt waren. Von der Anstrengung her war es aber OK. Auch da es nicht so heiß war wie im Südwesten (dort war unsere bisher längste Strecke 24 km), konnte man gut lange laufen.
    Auf das letzte Stück zum Mirador Maestri hätte man ja auch noch komplett verzichten können. Oder man läuft nur bis zum ersten Mirador, was ja nur etwa eine Stunde dauert, somit hat man dann noch ein paar Optionen.


    Ein Bild habe ich vorhin leider noch vergessen, zu posten:



    Das war der Blick auf El Chaltén als wir am späten Nachmittag wieder vom Berg runtergekommen sind...


    Gruß
    Katja

  • Schön, dass euch die Fotos gefallen!


    Die Strecke bis zum Mirador Maestri ist mit 14 km, vier Stunden und 300 Höhenmetern (one way) angegeben. Ich denke, dass kommt auch ungefähr hin, so wie wir gelaufen sind. Bis zur Laguna Torre 3 Stunden, 250 Höhenmeter.
    Ich schätze, wir sind morgens so gegen 8.30 Uhr/9 Uhr losgelaufen, um 17.40 Uhr waren wir wieder zurück.

  • Mittwoch, 28.1.09
    Los Glaciares/Fitz Roy (Wanderung zum Piedras Blancas Gletscher)
    Wetter: bewölkt, etwas Regen, kein Wind, ca. 18 °C


    Leider sah das Wetter für die Wanderung zur Laguna de los Tres mit Blick auf den Fitz Roy wieder nicht sehr viel versprechend aus. Wir wollten es trotzdem über die einfachere Route Richtung Piedras Blancas probieren.
    Wir fuhren wieder auf die Schotterstraße Richtung Lago del Desierto, am Rio de las Vueltas entlang.



    Nach 17 km (45 Minuten) erreicht man den Abzweig zur Hostería El Pilar. (Hier kann man auch übernachten, die Hostería machte einen netten Eindruck und liegt direkt an einem Fluss, aber bis El Chaltén muss man halt ein ganzes Eck fahren.)



    Um 9.20 Uhr liefen wir los. Es ging zunächst am Río Blanco entlang, dann geht es durch einen Wald mit vielen Flechten an den Bäumen.




    Bis auf einen steilen Aufstieg zum ersten Aussichtspunkt auf den Glaciar Piedras Blancas verläuft der Weg ohne große Höhenunterschiede. Der Ausblick auf den Gletscher war sehr schön.





    Nach 2 Stunden 15 Minuten erreichten wir den Abzweig zum Cerro Fitz Roy. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Zeltplatz Campamento Poincenot, wo wir unsere Mittagspause einlegten.
    Wenn es bergauf ging und kein Wind wehte, war es so warm, dass man im T-Shirt laufen konnte. Aber oben auf der Hochebene regnete es leicht, so dass wir unsere Trekkingjacken anzogen und die Mützen aufsetzen. Wenn Wind aufkommt, ist ein Fleece auch nicht verkehrt. Am besten geht man immer nach dem Zwiebelprinzip vor…
    Hinter dem Camp beginnt der Aufstieg zum Gletschersee Laguna de los Tres mit dem Fitz Roy dahinter. Das sind 450 Höhenmeter in Kehren die Moräne hoch. Bei starkem Wind soll dies auch nicht ganz ungefährlich sein. Aber an diesem Tag hätte sich die Mühe sicher nicht gelohnt. Der Fitz Roy hing dicht in den Wolken.



    (auf der rechten Seite ist der Zickzackpfad zu erkennen)


    Wir liefen stattdessen noch ein kurzes Stück in die andere Richtung bis zum Abzweig zum Lago Madre e Hija.





    Von dort hätte man theoretisch auch einen schönen Blick auf den Fitz Roy gehabt.
    Um 12.40 Uhr machten wir uns wieder auf den Rückweg zur Hostería El Pilar. Zwei Stunden brauchten wir dafür, und unsere Füße waren mal wieder ganz schön platt, da machte sich auch noch der Vortag bemerkbar. Insgesamt hatten wir diesmal wohl ca. 18 km zurückgelegt, bei 150 Höhenmetern.
    Wir fuhren nach El Chaltén zurück und kehrten im Café del Bosque auf eine Waffel und einen Kaffee ein. Dann wollten wir noch in den Supermarkt. Doch Rucksäcke sind dort nicht erlaubt! Aber da waren unsere ganzen Wertsachen drin. Wenn es eine Alternative gegeben hätte, wäre ich am liebsten woanders hingegangen, aber so ging nur einer von uns hinein. Ob die vielen Backpacker, die hier unterwegs sind, so häufig was mitgehen lassen?? Hier in Patagonien hatten wir eigentlich keine Sorge, dass man uns den Rucksack vom Rücken klaut, aber irgendwo unbeaufsichtigt rumliegen lassen wollten wir ihn dann doch nicht!
    Zum Abendessen gingen wir ins Agonikenk, das war einfach aber OK. Ein dickes Steak mit Kartoffeln kostete hier 34 Pesos (7,50 Euro). Gemüse als Beilage kennen die Argentinier und Chilenen offenbar nicht. Wir gingen nach und nach dazu über uns auch immer noch einen Salat zum Essen zu bestellen. Auch Kartoffeln oder Reis müssen häufig noch separat bestellt werden.
    Gefahrene Kilometer: 31

  • @Sandra, Toni, Christian: Danke für das Kompliment! =)


    Zitat

    Original von snake
    Auf welcher Meereshöhe befinden sich den diese Gletscherseen?


    Die Pampa ist flach. Die Berge ragen aus der Ebene raus. Bis zur Laguna de los Tres unterhalb des Fitz Roys läuft man 750 Höhenmeter hoch. Der Fitz Roy selbst ist 3400m hoch.


    Gruß
    Katja

  • Zitat

    Original von Canyonmurmel
    Aber ein Urlaub mit Mütze und Anorak ist nichts für uns


    Gruß


    Sandra


    Aber es war doch Hochsommer =):D


    Direkt an den Bergen, bei den Gletschern herrscht ein "Mikroklima". Durch die kalten Fallwinde vom Inlandeis ist es meistens recht frisch und es bilden sich Wolken.
    Nur ein paar Kilometer weiter Richtung Pampa scheint meistens die Sonne und es fällt kaum Niederschlag. Deswegen sieht die Pampa auch braun verbrannt aus....

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