Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]

  • Mittwoch
    Wir danken der Bulldogge für den gesunden Schlaf! Es ist leicht bewölkt, aber sehr warm. Heute geht es in die Everglades. Oder müsste es nicht zum Everglades heißen? Denn die Everglades sind ja ein weiter, breiter Fluss, vom Lake Okeechobee, das ist das Riesenteil, das man auch vom Weltraum aus sieht, bis zur Florida Südspitze lang. Der Bursche ist der Langweiler unter den Flüssen in den USA, einen Meter pro Stunde, - bei dem Alter ja auch kein Wunder!



    Die Aligatoren warten in sengender Hitze auf ihre Fütterung. Touristen halten ihre Kameras mit angespannten Körpern insbesondere auf die riesigen Mäuler. Das macht Eindruck zuhause. Nebeneinander und übereinander kämpfen die Viecher um ein Stück Huhn. Sehr agil sind sie aber nicht, das garantiert ein langes Leben. Wir sind auf der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes. Ausführlichst erklärt ein Mitarbeiter der Aligator Farm was auch immer, ich habe es mir nicht gemerkt.



    Als wir im Airboat sitzen, zieht es gemächlich durch die Sümpfe. Links und rechts sind ein paar Tiere drappiert, die bewundert werden können. Eine Schlange am Baum, ein Schwein im Morast und natürlich der ein oder andere Aligator am Everglades-Strand. Gib Gas Junge und dann ab. Kopfhörer müssen sein, denn wenn der Bootsführer das Teil fliegen läßt, dann wird es mächtig laut. Das Boot gleitet schnell über das Wasser und das Gras und weil das den Touristen gegebenenfalls etwas langweilig werden könnte, eine 360-Grad-Drehung mit Nass-werd-Garantie. Ist aber nicht schlecht. Als wir am Ende wieder Fahrt rausnehmen, noch ein paar Werbeworte und dann war es gut. 23 Dollar hat es gekostet. Tips always welcome!


    Wir fahren an die Nationalpark Grenzen und schauen mal im Visitor Center, ob es noch etwas gäbe, was wir sehen sollten. Außerdem hoffe ich ja, dass irgendwer mal meinen Nationalparkpass sehen will. Für was schleppe ich den eigentlich immer rum. Beides Fehlanzeige! Man müsste ein Birder, also ein Vogelbeobachter sein, um wirklich auf seine Kosten zu kommen.


    Akurat die Florida Keys Outlet Mall liegt auf der Rückfahrt auf unserem Weg. Ein paar T-Shirts, ganz nett, und nichts los. Wir waren in jedem Geschäft fast alleine. Welcome to Aeropostale - how are you today - let me know ... die Stimmlage der jungen Damen ist gegenüber dem letzten Jahr subjektiv um eine Oktave höher. Oder mein altes Ohr ist noch empfindlicher geworden. Die auswendig gelernten Sätze trommeln immer wieder auf meinen Schädel ein. Aber wehe Du hast wirklich eine Frage. Dann sind die Protagonisten entweder irgendwie unsichtbar, die jungen Mädels, oder sie wissen es nicht. Obligatorisch wird im Lager nachgefragt, ganz modern über Funk, aber das Ergebnis ist immer das Gleiche. In zwei Tagen bekommen wir wieder neue Ware. Aha, sehr schön.


    Die Miracle Mile in Downtown Coral Gables ist eine exklusive Einkaufsstraße, die oft mit der Fifth Avenue in New York verglichen wird. Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Es ist ganz nett hier und wir gehen die zwei Meilen, also hin und zurück, ab. Ein paar schöne und teuere Restaurants, viele Brautgeschäfte und anderes, was man nicht braucht. Ist es das, was in der Wirtschaftskrise noch zum Erfolg führt? Der kleine Spaziergang war schon in Ordnung.



    Als wir die Skyline von Miami wieder fest im Blick haben, fällt die Dunkelheit über die Stadt ein. Nicht, dass es schon so spät wäre, aber das allabendliche Gewitter kommt mit Vehemenz. Es schüttet und weht so stark, dass selbst die schnellste Stufe bei den Scheibenwischern nur maximal 5 Meter Sicht zuläßt. Die ganz Vorsichtigen haben sich gleich mal rechts an den Straßenrand gestellt. Und auch auf der linken Spur taucht plötzlich ein Motorradfahrer auf, der seinen Kübel abgestellt hat. Äste fliegen durch die Gegend und Blitze erleuchten den Himmel. Die Straße wird zum Fluß. Das Auto braucht sowieso eine Wäsche. Gleichzeitig kämpft sich an einer Stelle wieder die Sonne durch. Und als wir im Schritttempo kurz vor unserem Hotel sind, ist der Spuk fast vorbei. Die Leute stehen teilweise bis über die Waden im Wasser. Fußwaschung in Miami Beach.


    Das Van Dyke Cafe in der Lincoln Mall hat ausgezeichnete Linguine mit Meeresfrüchten. Das Heineken ist mit 5.50 Dollar entscheidend billiger als vorne am Ocean Drive, auf der Terrasse darf geraucht werden. Schön und gut!


    Donnerstag
    Die Sonne begleitet uns, als wir Miami Richtung Süden verlassen. Vorbei an Palm Island, Hibiscus Island und Jungle Island führt uns der Weg in die karibikähnlichen Keys. Bevor wir die Perlen erreichen, haben sie uns auf dem Turnpike fotografiert. Nein, nicht uns, sondern unser Nummernschild. Toll by plate, das Ergebnis steht auf der Rechnung von Hertz.


    Ab Florida City wird es einspurig, vorbei an Sümpfen und Sträuchern, bis es irgendwann offener wird und das Meer links und rechts die Fahrbahn begrenzt. Es schimmert türkis, nur leichter Wellengang fügt ein wenig weiß dazu. Die Stimmung wird eigenartig und entlang der südlichen Strände bahnt sich ein Wolkenband seinen Weg. Noch sieht es freundlich aus, aber wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen kleinen Tornado sehen. Während ich noch eine Möglichkeit suche, an den Strand zu fahren, packt Monika das Tele aus und pflanzt es auf die Kamera.



    Bei Marathon sehen wir endlich eine Chance und fahren in den Curry Hammock State Park. Die freundliche Dame kassiert 6 Dollar. Das ist mir jetzt aber sowas von wurscht, wenn sie nur schneller wäre. Dann will sie uns auch noch in ein Gespräch verwickeln und fragt, ob wir die Waterspots schon gesehen hätten. Mädel, mach hinne, deshalb sind wir hier, wir wollen das Schauspiel sehen und fotografieren. Also in Eile darf man in den Staaten nicht sein. Da wirst du verrückt. Endlich am Strand angekommen, ziehen drei sogenannte Waterspots, also kleine Tornados, die das Wasser in die Luft ansaugen, an uns vorbei. So etwas haben wir noch nie gesehen und es ist fantastisch! Das Meer funkelt rund um die schwarzen Stellen, die das Wolkenband hinterläßt. Die Spots kommen aus dem dunklen Nichts weiß heraus. Wie ein Rüssel einer Mücke schlägt der Sturm auf die Wasseroberfläche und wirbelt das Wasser in die Höhe. Die Waterspots marschieren vorwärts und ziehen von dannen und die Neugier und das Erstaunen weicht der Verwunderung über so viel Glück. Das sind die Spontanerlebnisse, die man auch in 10 Jahren noch rezitiert.



    Kurz vor der Seven Mile Bridge, die längste Verbindung zwischen zwei Keys, liegt links unten der Sunset Grill. Zwar wird der Sunset noch lange auf sich warten lassen, gleichwohl ist es dort auf der Terrasse wunderbar. Man sitzt im Schatten und stiert auf das in verschiedenen Blau- und Türkistönen schimmernde Meer. Rechts überspannt die Brücke das Wasser und scheint im Nirgendwo zu enden. Ein Burgerlein und Chickenwings machen das Glück perfekt.




    Das Blue Marlin Motel haben wir einem Tipp unserer Freunde zu verdanken. Es ist zwar wirklich ein Motel, nicht mehr, aber auch nicht weniger, aber es ist sauber, die Zimmer sind absolut ok und das Parken ist frei. Als die Koffer verstaut sind, läuft bereits nach ein paar Metern Fußweg der Schweiß. Keine Wolke spendet den ersehnten Schatten, als wir zuerst die touristischen Höhepunkte von Key West ansteuern. The Southernmost Point, das Lighthouse, die Herberge, die Hemmingway bewohnte und natürlich die Kneipen an der Duval Street. Das HardRock Café sieht aus wie in Hawaii und im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe, die die kleinen Häuser wie Spielzeug aussehen lassen. Als wir uns nach dem Hafen und den bekannten Sonnenuntergangstreffpunkten in die Gassen von Key West verdrücken, erleben wir das Südstaatenflair von Savannah erneut. Dieser Ort hat viele schöne Seiten und wunderbare Häuser. Und wer das Leben liebt, der kommt hier nicht zu kurz.




    Zwar sind wir mit Schweiß gebadet, aber jetzt soll richtiges Wasser ran. Nach der erfrischenden Dusche machen wir uns erneut auf den Weg zum Hafen, um den Sonnenuntergang am Sunset Pier bei einem Bier zu genießen. Wir ergattern gerade noch einen Hochtisch mit 2 Barhockern und haben einen tollen Ausblick auf das Meer und eine vorgelagerte Insel. Für Unterhaltung wird auch gesorgt. Der Raketenmann schießt sich mit angesaugtem Wasser aus dem Meer in den Himmel. Segelboote ziehen vorbei und die Touridampfer bahnen sich ihren Weg auf das offene Meer. Als dann die Sonne ihren Abschied nimmt und den Tag beendet, wird die Stimmung fantastisch. Klar leben die Sonnenuntergänge vom Mythos Key Wests, aber sie sind schon wirlich schön. Immer mehr läßt das Leuchten des Horizonts nach. Die Segel der Boote werden eins mit dem Meer und die vorbeiziehenden Vögel sind nur noch dunkle Striche am orange-roten Abendhimmel.



    Wir gönnen uns auf dem Nachhauseweg einen Hurricane und einen B52 im Hard Rock Café. Und kurz vor dem Hotel verkauft ein Laden noch einen leckeren Key Lime Pie zur Nachspeise. Ein perfekter Abend geht zu Ende.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

    • Offizieller Beitrag

    Was alles passiert liegt im Nebel, aber das Leuchtfeuer weist die Richtung!

    Schöner Einstieg. :!!

    Die Leute die den ganzen Flug „verschlafen“ haben vorher aber auch irgendetwas eingeworfen. Sonst kann das nie und nimmer funktionieren. (Mein Kollege gehört auch zu dieser Fraktion).

    Nun bei einen 7 Stunden Flug reicht auch in der Nacht vorher nicht zu schlafen. :gg: Das ist meine Methode. Nicht um zu schlafen, ich würde sonst den Start des Fliegers verschlafen. ;;NiCKi;:

    Als unser Auto bereits in den District of Columbia eintaucht, wird der Verkehr nicht nur zäh, sondern kommt zum Stillstand.

    Den WPW, den Washington Parkway, habt Ihr also gleich auf Anhieb gefunden. :gg: Der Freitag ist teilweise auch im Donnerstag Posting, soll ich das Dopplete löschen?

    • Offizieller Beitrag

    Frisch gestärkt nehmen wir den Weg zum FBI, zum HardRock Café

    Wenn ich daran denke, wie ich das, mit Karten noch, gesucht habe. Nur um festzustellen, das die Adresse aus den gelben Seiten völlig falsch war. Das waren noch Zeiten.

    Nach gefühlten 100 Ampeln, natürlich waren sie alle zuerst mal rot, sind wir in Gatlinburg. Auch nicht viel besser, vielleicht nicht ganz so extrem.

    Genau. Gefühlte 100 rote Ampeln und eine endlose Blechkarawane. Und apokalyptische Preis am WE für die Zimmer. ;;NiCKi;:

    Unglaublich, ein aufgeschütteter Steinhaufen aus Steinplatten. Was soll das denn?

    Wie sonst weis man wen man oben ist. ?(:nw:

    als wir um 8.45 Uhr den beschaulichen Ort Gatlinburg verlassen.

    ;haha_;haha_;haha_

    Hallo Ulrich, wenn es stört, dann lösch es. Danke schon mal

    Done. ;;NiCKi;:

  • Freitag
    Das Frühstück im Blue Marlin ist etwas mager, aber es reicht aus. Um 8 Uhr kämpfen wir uns die Keys entlang, vorbei an tollen Häusern mit Boot vor der Tür. Was willst Du mehr? Wir sind früh dran und kommen gut voran.



    In Naples hat es 95 Grad, als wir in einer wunderschönen Condominium Anlage landen und nach der Wohnung unserer Freunde suchen. Als wir meinten richtig zu sein, macht niemand auf. Ähm, sch....! Lenny, der vorne an der Pforte für die Sicherheit sorgt, schwingt sich in sein Auto und begleitet uns. Ja, wir waren schon richtig, aber alles klingeln hilft nichts. Hoffentlich ist nichts passiert. Im Nachhinein ist festzuhalten, dass es sich, wie sagt man, um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat. Wir haben uns erst in München wieder getroffen und erfahren, dass Leberkäs, Speck und bayrisches Bier auf uns gewartet hätte. Aber leider halt an einem anderen Tag. Schade! Vielleicht wollten sie den Leberkäs nicht teilen?


    Die Interstate 75 bringt uns kurz vor Tampa an eine wunderschöne Brücke, den Sunshine Skyway. Wir machen an einer Restarea halt und der Blick auf dieses tolle Gebilde und das Meer fasziniert uns. Auf nach Dunedin, das wir um 18 Uhr erreichen. Das Best Western liegt am Hafen, wunderschön, und hat eine tolle Bar fast direkt vor unserem Zimmer. Dort schnuppern wir sozusagen die letzte Floridaluft und genießen Fisch, Wein und Sonnenuntergang. Der Floridaurlaub ist vorbei, die Hiking-Session in Alabama und Arkansas wartet.



    Samstag
    Ein wunderbares Frühstück im schönen Hotelrestaurant mit Meeresblick verlängert das Floridafeeling. Eier, übrigens erst das zweite Mal in diesem Urlaub, der Colesterinspiegel wird es uns danken, O-Saft und Kaffee, und alles complimentary. Der Tag beginnt, wie der letzte endete: saugut!


    Die Lovebucks, zwei Flugkäfer, die permanent zusammenhängen, signalisieren, dass wir nun endlich zügig voran kommen, indem sie etwas verbeult und gequetscht in unserem Kühlergrill hängen. Das Liebesleben hat ein abruptes Ende genommen und die weiße Front des Autos wechselt in schwarz-gesprenkelt. Die Überfahrt nach Alabama soll etwas Abwechslung bekommen und so entdecken wir im Road-Atlas einen grünen Text "Natural Bridge State Park". Aufgepasst Steffi, ein kleiner Umweg. Und just als wir da sind, ist von einer Natural Bridge nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Ein Irrer läuft barfuß durch den Wald, ist jedoch ganz freundlich, aber wie gesagt vermutlich nicht ganz sauber. Der hat noch nie was von einer natürlichen Brücke hier gehört, er ist ja auf der Durchreise - ähm -, aber auch die normalen Amis darf man nichts fragen. Nun gut, wir haben uns etwas die Beine vertreten und uns wieder auf die Straße gepflanzt.


    Als wir auf der Interstate 10 Richtung Pensacola unterwegs sind, gewinnen wir eine Stunde: Central Time! Blinker rechts und ab nach Norden. Sweet Home Alabama, where the Skies are so blue! Der Himmel ist blau, aber Alabama ist grün. Das Essen im Outback Steakhouse Montgomery, der Hauptstadt von Alabama, war sehr gut.


    Sonntag
    Es hat die ganze Nacht geregnet und als wir uns auf den Weg machen, ist es bewölkt und hat 68 Grad. Bei Gadsen werden aus den Hügeln Berge und als wir die Weltstadt Gallant erreichen, wartet der erste Hike.


    Wir biegen ab in die Wildnis, an der Kreuzung, wie an jeder Kreuzung in Alabama, steht eine Kirche. Der Gottesdienst ist gerade aus und die Landleute staunen nicht schlecht, als ich mein GPS Gerät auf mein Autodach lege und nebenbei gemütlich eine rauche. Ja, wir sind ja gleich weg! Einwandfreier Satellitenempfang führt uns an das Ortsende, noch ist die Straße geteert. Aus den Häusern werden Wohnwagen und als die Offroadfahrt beginnen soll, springen erst mal drei Hunde um unser Auto. Weg da! Ich fahre so langsam, dass sich die Viecher retten können, falls sie doch so dumm sind und unter das Auto geraten. Wir kommen auf privates Land, ich liebe es, und schon ist es passiert. Die als befahrbar beschriebene Offroadstrecke ist mit einer Schranke versperrt. Raus aus dem Auto, im Hintergrund bellen die Hunde, und das Schloß geprüft. Eisensäge wäre gut, vielleicht aber auch nicht. Nachdem kein Platz zum Umkehren ist, setze ich das Auto zurück und komme wieder an den Hunden vorbei. Mein Hupen und das Gebelle hat wohl auch den Besitzer geweckt und nun steht er vor seinem Wohnwagen, verschlafen und mit einem wunderschönen Unterhemd bekleidet. Ich würde das nicht mal zum Putzen anziehen. Er hat aber keine Waffe in der Hand, sondern vertreibt seine eigenen Hunde. Glück gehabt, und weil er mir jetzt so sympatisch ist, der Kerl, habe ich gleich mal gefragt, warum da jetzt eine Schranke ist und uns den ersten Hike zur Chandler Natural Bridge versperrt. Alabama hat's gemacht, - auch eine Antwort, die vermutlich zwar nicht stimmt, aber das ist ja egal.


    Die Vielzahl an Religionsgemeinschaften in den Staaten sorgen dafür, dass wir noch nie so viele Kirchen wie hier in Alabama gesehen haben. In Geraldine sind wir richtig, über eine County Road erreichen wir den High Falls Park. Ein altes abgewracktes Polizeiauto ist das Einzige, was hier am Parkplatz noch rumsteht. Ist das ein gutes Zeichen?


    Wir wandern los, vorbei an Picknicktischen und bereits nach 0,2 Meilen sind wir am ersten Aussichtspunkt. Maschendrahtzaun, damit der ungeübte Wanderer auch nicht in die Tiefe fällt. Es geht aber auch fast senkrecht runter. Der Town Creek, ein Zufluß des nicht unweiten Tennessee River, erscheint unvermittelt aus dem Dickicht des Waldes. Und nachdem er sich ein paar Meter über eine Felskante nach unten gestürzt hat, verschwindet er so unvermittelt, wie er auftauchte.



    Ein Pfad führt uns ans Wasser. Und hier sehen wir, warum wir eigentlich hier sind: Die High Falls Natural Bridge. Ein schmaler Felsvorsprung hat den Wasserfall überlebt, nur in seiner Mitte konnte das ewige Donnern des Nasses ein Loch reißen. Es ist eine schöne Brücke daraus geworden. Wunderschön und wunderbar leicht zu erreichen. Wir können das in aller Ruhe und ganz alleine genießen. Plötzlich ein komisches, undeutliches Geräusch, das zu dieser einsamen Stimmung paßt. Mann, wie ich bin, habe ich es zuerst ignoriert, aber dann hat die Angst obsiegt und da hilft nur das Gespräch. Natürlich hat Monika es auch gehört, - sie braucht unbedingt ein Bärenglöckchen! Es war auf alle Fälle ein Tier, im Wald raschelt es auch, und was liegt näher, als an einen Bären zu denken. Wie waren gleich die Verhaltensregeln? Gibt es überhaupt Bären hier? Ach komm', wir treten jetzt mal mutig den Rückweg an. Wir sind aber sowas von geschlichen, nur damit wir auch jedes Geräusch mitbekommen. Immer für einen Sprint bereit. Und da war es wieder, nur jetzt deutlich und nah. Wir sind aber auch Esel!


    Es geht weiter im Hinterland von Alabama. Schmale Straßen bringen uns zum Lake Guntersville. Hier hat sich der Tennesse River so breit gemacht, dass ein großer See daraus wurde. Die Gürteltiere von Alabama liegen wie an der Perlenkette aufgereiht am Straßenrand. Alle sowas von tot und deshalb liegen sie vermutlich auch auf dem Rücken. Komisches Bild! Die Armen!



    Als wir an unserem nächsten Ziel ankommen, ist es kaum zu glauben. Steffi führt uns in eine Hauseinfahrt. Ein nettes Häuschen und ein hübscher Garten, angelegt in Terrassen. Felsen, Moose und Blumen bilden einen tollen Kontrast. Wir parken und tasten uns vorsichtig heran. Ein älterer Herr tritt aus der Tür und begrüßt uns herzlichst. Wir wollen nur Ihren Steinbogen sehen, geht das? Nur hereinspaziert, fühlt euch wie zuhause. Unglaublich die Szenerie. Die Honeycomb Natural Bridge ist in den Garten sozusagen intergriert. Und die Brücke ist cool, mitten drin steht ein Baum und rechts davon ist ein kleiner Wasserfall. Haus mit Garten und eigenem Arch, - und wir fliegen und fahren tausende von Meilen, um das zu sehen. Der Besitzer scheint das zu würdigen und ist stolz. Er hat eine Donation Box aufgestellt, in die wir gerne etwas gesteckt haben. Thank you Sir! Have a good one!


    Nochmal wird der Tennessee River überquert und als wir die Natural Bridge Road entlang fahren, schwant uns nichts Gutes. Links und rechts nur Motorhomes und privates Land, kurzum, wir haben die Hartsell Bridge in der Nähe der gleichnamigen Stadt nicht gefunden. Man kann hier aber auch nicht immer auf dem Privatgelände rumkurven. Außerdem haben wir zwei wunderschöne Bridges gesehen, das reicht auch für heute und wir sind zufrieden.


    Am Wheeler Lake entlang, der auch eine Verbreiterung des Tennessee River ist, erreichen wir Decatur (sprich: Dekayder). Das Hampton Inn ist schön, wir haben ein großes Zimmer. Abends gibt es noch eine Tornadowarnung, aber es bleibt bei Regen. Also rennen wir über den Parkplatz zu Applebee's, wo wir gut gegessen und 10 % Hotelrabatt bekommen haben.


    ... Fortsetzung folgt!
    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • :wink4: Hallo und guten Morgen Fritz, bei Dir gehts ja flott voran und ich musste zusehen, dass ich nachkomme ;) . Da waren wir ja jetzt ein schönes Stück unterwegs.


    Sehr schön Deine Schilderung von der hauseigenen Natural Bridge :!! . Steht davon was in einem gewöhnlichen Reiseführer, oder muss man dafür schon ein wenig Insider sein. Der arme Hauseigentümer würde doch sonst vor Touris überrollt, oder?


    Und Pech die Sache mit dem Leberkäs, wobei, so ein richtig bayerischer wäre das ja wohl auch nicht gewesen, oder? Vielleicht war es ganz gut, dass Ihr davon verschont geblieben seid.


    Bin gespannt wie's weitergeht.

  • Sehr schön Deine Schilderung von der hauseigenen Natural Bridge :!! . Steht davon was in einem gewöhnlichen Reiseführer, oder muss man dafür schon ein wenig Insider sein. Der arme Hauseigentümer würde doch sonst vor Touris überrollt, oder?


    Nein, davon findest Du nur was bei und von der NABS. Das hier ist recht interessant dazu.

  • Montag
    So ruhig, wie die Nacht aus Alabama abzieht, so ruhig lassen wir es heute angehen.


    Als wir um 9 Uhr dann endlich auf der Straße sind, dauert es keine Stunde, bis wir unser erstes Ziel erreichen. Der Parkplatz am Trail zum Winston Cave Arch ist verwaist. Die dunkelgrünen Bäume wirken wie eine Mauer, die das Sonnenlicht kaum auf den Boden läßt. Wir steigen auf einem geteerten Weg zum Mile Creek hinunter. Der Wald dreht erneut am Dimmer und manchmal haben wir das Gefühl, auf einer Nachtwanderung zu sein. Der Boden ist feucht, die zahlreichen Tiere unterbrechen die absolute Stille mit Rufen und Geraschel. Es ist unheimlich hier! Ich fühle mich wie Justus Jonas von den drei Fragezeichen, der einen neuen Fall wittert. Als wir die Höhle erreichen überspannt ein mächtiger Steinbogen den Waldboden. Bäume mussten ihre Richtungen ändern, um um den Arch herum dem Restlicht entgegen zu wachsen. Kletterpflanzen nützen sie als Leiter, um dem dunklen Waldboden zu entfliehen. Ja, ein schöner und mächtiger Arch.



    Nur 24 Meilen weiter findet das Archhunting seine Fortsetzung. Wir sind im kleinen Ort Natural Bridge und nur eine Meile weiter westlich geht es zur namensgebenden Brücke. In einer Holzhütte begrüßt uns ein altes Ehepaar sehr herzlich. Sie passen auf die Brücke auf und kassieren 2,50 Dollar. Dafür gibt es Geschichten, die nie enden würden, wenn man nicht schnell mit einem freundlichen Danke das Weite sucht. Die Natural Bridge of Alabama ist ein Monstrum, mit drei gewaltigen Öffnungen. Ein gut begehbarer Pfad führt unter die Brücke und ist so angelegt, dass man wirklich jegliche Perspektive erreicht. Als wir uns zum Abschied nochmal sehr herzlich bedanken, suchen die wohl sehr einsamen Alten erneut das Gespräch. Wir haben ihnen von unserer Reise erzählt und sie wollten uns eine Karte von Alabama schenken. Als wir im Auto sitzen und diesen netten Ort verlassen, haben sie sich vor dem Haus postiert und uns zum Abschied gewunken.



    Wir sind im Franklin County und hier steht der Franklin Arch. Es war etwas schwierig, einen Parkplatz zu finden. Nicht, weil sich hier ein Fahrzeug an das nächste reiht, sondern weil es auf der Alabama 243 keinen Grund gibt anzuhalten, so dass Parkbuchten eben Fehlanzeige sind. Am Rand finden wir ein kleines Plätzchen, das Auto steht fast zwei Drittel auf der Straße. Aber nachdem hier sowieso niemand ist, ist das Risiko begrenzt. Nur ein kurzer Querfeldeinhike, der aber seine Tücken hat, denn Forstarbeiten haben das Terrain zerstört. Bäume, so sind die gewaltigen Spuren zu interpretieren, wurden aus dem Tal durch den Arch auf die Straße gezogen. Mal ganz was anderes. Der Franklin Cave Arch hat die Mächtigkeit, dass selbst Caterpillar und Harvester unten durch passen. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert Steinbögen hier haben. Für die hiesige Bevölkerung ist das sicher nur Stein, der gegebenenfalls Land- und Forstwirtschaft hinderlich ist. Wir sind da ganz anderer Meinung!



    Unser nächstes Ziel ist die Rock Bridge. Sie befindet sich auf privatem Land und eigentlich sollte man etwas bezahlen. Als wir über eine megasteile Gravelroad in die Schlucht hinunterfahren, steht kurz vor dem Parkplatz ein Pony. Aha! Am Parkplatz, der eigentlich nur das Ende der Straße ist, parkt ein offener Trailer. Hallo, hallo, hallo - no response! So machen wir uns mit einem etwas flauen Gefühl auf den Weg. Aber es hat sich mehr als gelohnt. So eine gewaltige Brücke haben wir selten gesehen. Der Bogen ist mächtig und die Felswände sehen wie mit Maschinen glattgeschliffen aus. Moos erzeugt ein grünes Ambiente. Der Weg über ein paar Boulder ist durch einen Steg unterstützt. Der ist aber so wackelig, dass es vermutlich direkt über die Felsen weitaus ungefährlicher wäre. Die Köpfe in den Nacken und staunen. Ja, Rock Bridge ist ein guter Name dafür, er drückt die Wucht aus, welche die Brücke über unseren Köpfen ausstrahlt.



    Das Tagebuch führt aus: Das war ein Supertag heute und es muß wohl nicht gesagt und geschrieben werden, dass wir hier überall vollkommen alleine waren. Zum Abschluß fahren wir noch zum riesigen Wheeler Lake, an dessen Ufer die Angler stehen und auf ihr Abendessen warten. In der Decatur Mall finden wir ein paar nützliche Kleinigkeiten, die unbedingt her müssen und so nimmt der Tag ein gutes Ende. Lustig wird es noch im Red Lobster, als wir zur Feier des Tages, wir hatten ein kleines Jubiläum, eine Flasche Wein bestellen. Die Erwartungen sind so hoch nicht, aber am Stil könnten sie noch ein bisschen arbeiten.


    ... Fortsetzung folgt!


    PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

  • Hi Fritz, erstens danke für die Info, und zum anderen "Wow", was für ein Tag. "Archhunting" im wahrsten Sinne des Wortes, da kann ich mir gut vorstellen, wie Dir das Herz aufgegangen ist. Habt Ihr wenigstens in all der Wildnis auch noch ein paar Sonnenstrahlen abbekommen? Und was ich auch gut finde, dass Ihr nicht auf Tourispuren gewandelt seid. Auch wenn ich dem älteren Ehepaar gerne ein wenig mehr Ansprache gönnen würde.

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